Brigitte Gattinger
Brigitte Gattinger Holzskulpturen Ammersee
Inhaberin
Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtetChristian Morgenstern
Das edle Interieur eines Hotels, elegante Kleidung und ein gediegenes, ruhiges Ambiente. Und im Gegensatz dazu: Eine Großraumwerkstatt, eine Latzhose und der Lärm einer Säge. Größer könnten die Unterschiede wohl kaum sein. Aber Brigitte Gattinger scheint diese Kontraste zu lieben und verbindet gerne Schönes mit Nützlichem. Die frühere Hotelrestaurantmanagerin und heutige PR- und Marketingexpertin, hegt nämlich eine etwas ungewöhnliche Leidenschaft. Ganz in der Nähe vom Ammersee, formt und gestaltet die zierliche Frau, aus manchmal zentnerschweren Holzstämmen, Ihre Holzskulpturen – mit einer Kettensäge. Und damit nicht genug: Für interessierte Holz-Liebhaber bietet sie sogar ein Kettensägen-Coaching an. Beeindruckend.
Brigitte, wohl kaum jemand steht eines morgens auf, schnappt sich eine Kettensäge und fängt dann an, Baumstämme damit zu bearbeiten. Wie kam es bei Dir dazu, dass Du genau das heute tust und sogar anderen Menschen beibringst, wie man das macht ohne sich dabei halb umzubringen?
Brigitte Gattinger:
Lacht. Meine Motivation ist es Menschen, die zu mir kommen, zum Strahlen zu bringen und ihnen im besten Fall eine gute Zeit zu bereiten. Nur statt bisher in Hotellerie, Marketing und Public Relations mit einem Holzstamm und einer Kettensäge.
Heute ist es so, dass ich gerne über den Ablauf meines Tages bestimme und meine Vielseitigkeit bestmöglich leben möchte. Ich habe an mir erlebt, wie zufrieden es mich macht, wenn ich etwas selber erschaffe. Seit 17 Jahren greife ich mit großer Freude zur Säge und erkenne darin spannende Parallelen/Lernaufgaben zum Leben. Du lernst permanent zu entscheiden, wie und wo setze ich den nächsten Schnitt. Jeder Schnitt hat eine Auswirkung auf das große Ganze. Was einmal ab ist ist dann einfach nicht mehr vorhanden. Das kann dann schnell die vorherigen Pläne zu Nichte machen und du musst dir Alternativen oder eine neue Skulptur überlegen. Beim Gestalten einer Skulptur gibt es generell zwei Herangehensweisen. Zum einen kannst du schauen, was im Holzstamm für dich drin steckt, ein sehr spannender und intensiver Prozess. Du stehst erstmal vor dem Nichts, das viel mit dir zu tun hat. Oder du hast vorher schon eine Vorstellung davon was du sägen möchtest und suchst dir dafür das passende Holz. Damit nicht genug. Der Rohstoff Holz steckt auch noch voller Überraschungen. In vielen Fällen hat mich auch der Stamm geleitet und es ist etwas viel Spannenderes dabei herausgekommen, als ich vorher gedacht habe. Ein Prozess, der sich ergeben kann.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich das erste Mal mit der Kettensäge in Kontakt kam. Als Teilnehmerin in einem Bildhauerkurs wurde für mich die überflüssige Holzmasse vorgesägt. Ich hatte mir nämlich in den Kopf gesetzt gleich mal mit einer 1,60 Meter großen Gallionsfigur zu starten. Das war für einen Anfänger schon mal einiges an Holz und damit ich mich mit Eisen und Knüpfel nicht besinnungslos klopfe, hat meine Kursleiterin ihre Kettensäge eingesetzt. Das war meine erste Begegnung. Der darauf folgende Abendkurs war dann gleich ein Kettensägenkurs.
Wie hat Dein Umfeld reagiert, als Du erstmals von Deinen Pläne, mit einer Kettensäge arbeiten zu wollen, erzählt hast?
Brigitte Gattinger:
Oh, wenn ich mich so zurück erinnere waren die Reaktionen ganz unterschiedlich. Mein Süßer war erstmal erstaunt, neugierig und auf meine Sicherheit bedacht. Mein familiäres Umfeld zeigte sich ziemlich überrascht, ich als Schöngeist und das Brachiale schien nicht ganz zu passen. Mein dezentraler Freundeskreis war von meinem damaligen „Experiment“ weit genug entfernt.
In Unterhaltungen mit Unbekannten habe ich ganz unterschiedliche Blicke geerntet. Die einen waren freudig interessiert und stellten Fragen über Fragen. Die anderen sahen mich an mit einer Mischung aus Mitleid und Unverständnis an und wiederum andere suchten nach der versteckten Kamera.
Du sagst, du kannst Dir zum Beispiel einen Hund auf der Straße 1 Minute anschauen, gehst dann in Deine Werkstatt und kannst den Hund dann mit Deiner Kettensäge aus einem Stück Holz nachbilden. Ist das eine besondere Begabung von Dir? Und: Woher bekommst Du sonst noch deine Inspirationen für Deine Skulpturen?
Brigitte Gattinger:
Ja, wahrscheinlich eine Begabung. Als Kind habe ich viel gezeichnet und mich dadurch geschult, genauer hinzusehen. Heute „scanne“ ich mein Umfeld und weiß, wo ich etwas gesehen habe und wie es aussah. Oft reicht es, eine Besonderheit wie zum Beispiel beim Hund die Ohren, die markante Schnauze oder die Haltung für mein inneres Auge zu fotografieren und dieses Bild kann ich mir dann immer wieder vor Augen führen. Mittlerweile arbeite ich aber auch gerne mit groben Skizzen um die gewünschten Proportionen weniger dem glücklichen Zufall zu überlassen.
Inspiration für meine Skulpturen erhalte ich aus meinem Umfeld, unterwegs oder auch ganz spontan, wenn mich etwas fasziniert. Für meine Serie bzw. Familie der Seejungfrauen ist meine wunderbare Tochter verantwortlich. In ihren Mädchenjahren haben Meerjungfrauen eine große Rolle gespielt. Die räumliche Nähe zum Ammersee und das Segeln hat den Gedanken gären lassen, auch mal über andere „See-Wesen“ nachzudenken und sie entstehen zu lassen. In einem Sagen- und Mythenbuch habe ich zudem über die Sichtung eines „Meerfräuleins“ von einer Schulklasse in der Herrschinger Bucht erfahren. Also, warum nicht jetzt aus Holz? So eine Seejungfrau regt ja auch die Fantasie an, sie ist überwiegend positiv besetzt und hat in meinen Marketing- und PR-Augen das Potenzial zum Wahrzeichen vom Ammersee zu werden. In einigen Städten, wie zum Beispiel in Warendorf sieht man große Pferde, die von unterschiedlichen Künstlern interpretiert wurden.
Handwerker stellen etwas her, Künstler ebenfalls, möchten aber auch gerne oft mit Ihren Werken eine Botschaft verbinden. Wie ist das bei Dir? Was treibt Dich an, wenn Du in Deine Werkstatt gehst? Was möchtest Du am Ende „geschaffen“ haben?
Brigitte Gattinger:
Eine interessante Frage. Wenn ich jetzt in meine neue Werkstatt gehe, erfüllt es mich jedes Mal mit großer Freude. Es riecht nach Holz, ich gehe durch eine große Halle, genieße den Platz voller Maschinen und Möglichkeiten und komme dann in meinem sonnenlichtgefluteten Werkraum an. Dort steht eine große Werkbank und ich freue mich auf das Holz, was zu einer Skulptur werden möchte. Ich spüre dann eine unglaubliche Freiheit aus meinen Vorstellungen und Ideen etwas eigenes entstehen zu lassen. So wie zum Beispiel meine „Ammerellas“, meine Seejungfrauen aus Bäumen vom Ammersee. Die über 20 Seejungfrauen sind alle ganz verschieden, dünn, rundlich, kräftig, klein, zart, verträumt, verspielt … wie eine Familie. Meine derzeit größte Seejungfrau namens „Ammer-Calypso“ ist aus einem 1,80 Meter großen Nussbaum aus Utting am Ammersee entstanden. Um sie aufschwimmend erscheinen zu lassen, hat ein befreundeter Metallkünstler ein durchdachtes Eisenkonstrukt geschaffen. Mit einer Gesamtgröße von 2 x 2,20 x 1,60 Meter mein bisher größtes Werk, dass super in einem Unternehmensfoyer, Segelclub oder einem anderen, wasserorientierten Unternehmen wirken könnte. Vor meinem geistigen Auge sehe ich immer gleich, wo sich meine Skulpturen gut machen würden. Das liegt wohl an meinem Marketingbackground …
Mit meinen Werken möchte ich generell eine gute Stimmung erzeugen quasi „Gute Laune Botschafter“ gestalten mit denen sich Menschen gerne umgeben und wohlfühlen.
Du hast viele Jahre mehr oder weniger alleine gearbeitet. Seit einigen Monaten teilst Du Dir, mit vier weiteren Holz begeisterten Menschen, eine Schreinerwerkstatt in Dießen-Obermühlhausen. Was bedeuten diese Veränderungen für Dich?
Brigitte Gattinger:
Was für ein großes Glück! Ich empfinde große Dankbarkeit für diese Veränderung. Wir haben alle eine große Leidenschaft für das gleiche Material, nämlich Holz.
Valentin Koch ist Initiator unserer frisch ernannten „Holz Werk Statt“ und Schreiner. Er arbeitet zusammen mit seinem Schreinerkollegen Kevin Brieger an Filmkulissen für die Bavaria Filmstudios aber auch an anderen Auftragsarbeiten. Maximilian Koch ist selbstständiger Zimmerer und sehr häufig auf Bauprojekten in Deutschland unterwegs. Er tüftelt gerne an eigenen Ideen und renoviert gerade eine uralte Zimmertür. Marysola Meiler de Franca ist gelernte Holzbildhauerin mit brasilianischen Wurzeln und hat sich mit uns ihren Traum vom eigenen Atelier unterm Dach erfüllt. Dort arbeitet sie an eigenen Entwürfen und an Auftragsarbeiten. In Kürze werden wir uns gegenseitig in unser Können einweisen und ich kann mir gut vorstellen, dass sich daraus sehr viele Synergien und Produkte entwickeln. Alles, was meine Werkstattkollegen machen, ist für mich total spannend, da ich ja aus einem ganz anderen Bereich komme. Mein Erfahrungsschatz aus Hotellerie, Marketing und Public Relations ist dabei ebenso wertvoll. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich alles weiter entwickeln wird. Seit einigen Jahren habe ich das Bild vor Augen, eine Stätte zu etablieren, in der Menschen sich für einen Tag einmieten und zusammen mit einem Spezialisten ihr Produkt fertigen. In der Art und Weise, wie man früher von seinen Großeltern beim Erlernen begleitet wurde … und eigentlich so, wie ich es jetzt mit meinem Kettensägen-Coaching anbiete.
Du arbeitest frei aber auch im Kundenauftrag. Welche Kundenwünsche kannst Du erfüllen und welche Arbeiten sind Dir davon noch besonders gut in Erinnerung geblieben?
Brigitte Gattinger:
Die bisherigen Kundenwünsche kamen durch eigene Arbeiten und in Gesprächen zustande. Ich denke, meine eigene „künstlerische“ Handschrift muss jemanden gefallen. Ich interpretiere meine Handschrift so, das ich immer andeute aber nicht ins Detail gehe. So haben meine Seejungfrauen beispielsweise keine Gesichter sondern Schnittflächen, die ein Gesicht erkennen lassen. Dies lässt dem Betrachter viel Freiraum.
Besonders gut in Erinnerung ist mir ein Auftrag für ein Hörgeräteakustiker. Schon Wochen vor dem ersten Gespräch habe ich ein großes Holzohr beim Ansehen der neuen Firma vor Augen gehabt. Und dann kam der Anruf, im Kundenfoyer sollte eine Holzskulptur stehen. Im gemeinsamen Gespräch mit dem Geschäftsführer und seinen Mitarbeitern hat sich dann recht schnell eine Idee entwickelt. Es handelte sich um großes Ohr aus schwerem Eichenholz mit drei unterschiedlichen kleinen Männlein. Der berühmte „Mann im Ohr“ stand wohl Pate bei der Idee. Ich fand es sehr passend für das Unternehmen. Dieses massive Holzohr wurde zunächst auf einem Eisenständer in Augenhöhe gebracht. Im Ohr-Eingang sorgte ein passgenaues Platteau für den Platz dort ein Männlein zu positionieren. Damit man damit spielen kann, habe ich drei unterschiedliche Männlein konzipiert. Das rote Männlein stemmt seine Arme kräftig in den Himmel, er ist ein Sieger. Das dunkelblaue Männlein krabbelt auf allen Vieren, er ist ein Unternehmungslustiger. Das frühlingsgrüne Männlein hat seine Arme hinterm Kopf verschrenkt und seine Beine genüsslich übereinander geschlagen. Er ist ein absoluter Genießer. Ganz nach Lust und Laune kann immer ein Männlein im Ohr eingesetzt und die beiden andern im Kundenraum verteilt werden. Dieses spielerische Element hat mich fasziniert und ich wollte es so erschaffen. Das Werk ist heute noch im Unternehmen.
Seit einiger Zeit bietest Du auch Einzel-Kettensägen-Coaching an. An wen wendest Du Dich mit diesem Angebot und welche Anforderungen sollten Deine Kunden dafür idealerweise mitbringen?
Brigitte Gattinger:
Ja, die Idee für das Kettensägen-Coaching ist mir in Anlehnung an die Tätigkeit meines Süßen in den Kopf gekommen. Als Coach für Management und Führung geht er auf die speziellen Situationen seines Gegenübers ein. Nur eine Person und volle Aufmerksamkeit. Diese Vorgehensweise finde ich klasse. Das ist volle Konzentration auf den einen Menschen mit seinen Bedürfnissen und Erwartungen. Und dieser eine Teilnehmer hat wiederum direkten und vollen Zugriff auf den gesamten Erfahrungsschatz des Experten. Er kann ohne Umschweife auf das Wissen zugreifen, das ihn zu diesem Zeitpunkt interessiert. Besser geht es nicht. Ungeteilter Zugriff auf die Essenz. Das möchte ich meinen Einzelteilnehmern in meinen Kettensägen-Coachings geben. Exklusiv und für jeden Teilnehmer passend. Von meinen Kunden wünsche ich mir nur Neugierde. In meinem „Starter-Paket“ von drei Einzelstunden gehe ich auf die Sicherheit, die Schutzmaßnahmen, die Maschinen und das Holz ein und überlege gemeinsam mit dem Teilnehmer, was im ausgewählten Holzstamm drinstecken könnte. Der Teilnehmer muss nur gesund sein und feste Schuhe und bequeme Kleidung tragen, alles andere ist vorhanden. Ich sehe mich im gesamten Prozess als aktiver Begleiter, Ideen- und auch Gastgeber und stelle mein Wissen bereit. Am Ende des Coachings habe ich bisher in jedem Augenpaar ein Strahlen erlebt. Das ist ein unglaublich schönes Gefühl!
Worin bestehen für Dich die besonderen Herausforderungen beim Umgang mit der Kettensäge, jetzt mal abgesehen davon, dass dieser ja auch nicht gerade ungefährlich ist.
Brigitte Gattinger:
Ja, besondere Herausforderung trifft es sehr gut. Es ist eine Maschine, die gerade in Krimis für furchterregende Momente sorgt. Du musst beim Sägen hochkonzentriert und körperlich fit sein, das ist eine wichtige Grundvoraussetzung. Neben dem eigenen Befinden muss auch die Maschine immer in einem sehr guten Zustand sein. Ich lasse sie regelmäßig warten. Für das Arbeiten brauchst du Sägeketten, die immer scharf und richtig gespannt sein müssen. Und auch der Tank mit dem Kettensägen-Öl muss zwischenzeitlich kontrolliert und aufgefüllt werden. Der Umgang mit der laufenden Maschine ist sehr laut bis schrill, das Gewicht von 3-4 Kilogramm geht in den unteren Rücken und in das obere Kreuz und auch die Arme werden bestens trainiert. Beim Sägevorgang fliegen die Holzspreissel in alle Richtungen und das Kettensägen-Öl gleich hinterher. Da braucht es eine Umgebung die das allein schon zulässt. Ich bin sehr geräuschempfindlich, mag man jetzt nicht denken, aber der Ohrenschutz schafft eine wunderbare Ruhe und dämpft die schrillen Geräusche. Die Schutzausrüstung für Kopf, Augen, Ohren, Hände, Beine und Füsse ist sehr wichtig. Es ist schließlich eine Maschine die Bäume zerlegt.
Seit einiger Zeit gibt es Dein erstes Designprodukt, den „Kerzenbalken“. Was hat es genau damit auf sich und wie hat sich die Idee dazu entwickelt?
Brigitte Gattinger:
Oh ja, ich wollte immer schon ein eigenes Produkt. Ein PR-Kunde von mir hat eine Schreinerei. Durch meine aufkeimende Liebe zum Holz wollte ich mir einfach mal ein persönliches Bild vom Beruf eines Schreiners machen. Gedacht, gemacht, eine Woche lang war ich ab morgens um 7 Uhr in der Schreinerei. Ich lernte schleifen und sägen und das in vielen Ausprägungen. Spannend. Da die Werkstatt mit Holzresten geheizt wurde, bekam ich ein Stück Eichenholz in die Hände, das mir persönlich viel zu schade zum Verbrennen war. Ich konnte es vor dem Feuer retten und behalten. Zuhause habe ich dann damit gespielt, von allen Seiten habe ich dieses schöne Stück Holz betrachtet und gefühlt. Ein Eichenbalken mit vier Seiten. Ich erinnerte mich an den Film „Lotte im Bauhaus“ und an die klaren Formen, wie sie zum Spiel animierten …
Mein nächster Gedanke, vier Seiten … 1. – 4. Advent, ja ein Adventskranz mal ganz anders, aus Holz statt Grünzeug, ein Balken statt Kranz, zum Spielen/Drehen und ganz klar in seiner Form. Ich rechnete und zeichnete eine Schablone für jede Seite des Balkens damit die Kerzenlöcher optisch ausgewogen gebohrt werden konnten. Erste Testläufe auf einem Weihnachtsmarkt stimmten mich optimistisch. Ein junges Paar war gleich hellauf begeistert von der Idee und haben die vielseitigen Möglichkeiten der Gestaltung begeistert erkannt. Mein Marketingwissen konnte ich nun für mein eigenes Produkt einsetzen. Anschließend bin ich gezielt zu designorientierten Geschäften in München, Ammersee und Starnberger See gefahren, hab meinen „Kerzenbalken im Bauhausstil“ vorgestellt und gleich interessierte Händler gefunden. Eine Kundin und große Holzliebhaberin hat mir berichtet, das sie ihren Kerzenbalken für festliche Rituale mit ihren Enkelkindern einsetzt. Das hat mich sehr gerührt. Zur Zeit arbeite ich an einer ersten „Edition 2021“. Diese Kerzenbalken im Bauhausstil sind mattschwarz und haben eine ausgesprochen starke Wirkung.
Welche Empfehlung kannst Du all denjenigen geben, die sich auch gerne einmal an der Kettensäge und einem Stück Holz versuchen möchten?
Brigitte Gattinger:
Lacht. Meine Empfehlung lautet, wenn ihr neugierig seid probiert es unbedingt aus, aber habt dabei vollen Respekt gegenüber der Maschine.
Überlegt was ihr mit der Maschine machen wollt. Es macht einen Unterschied ob ihr Brennholz, die Bäume im Garten oder Skulpturen sägt. Letzteres nennt sich im Fachjargon Kettensägenschnitzen.
Für meine künstlerische Arbeit nehme ich elektrische Kettensägen, da ich überwiegend in geschlossenen Räumen säge. Die sind sogar etwas leiser im Vergleich zur Benzinsäge, die aufgrund der Abgase aber nicht für Räume geeignet ist. Um mit einer Säge zu gestalten habe ich ein „Carving“-Schwert mit Spezialkette. Dieses Schwert hat eine verstärkte und nach vorne hin spitz zulaufende Schiene. Ich kann damit direkt ins Holz hineinsägen. Mit den herkömmlichen Maschinen wie sie zum Beispiel Forstarbeiter und Baumpfleger nutzen, wäre dieser Vorgang lebensgefährlich. Deren abgerundete Schwerter sind für eine ganz andere Handhabung konzipiert.
Bevor ihr zur Säge greift, „dirndelt“ euch immer an. Spart weder an Zeit, Bequemlichkeit noch an Geld. Ein „mal eben“ kann beim Arzt enden, falls es gut läuft. Die Ausrüstung ist für euren Schutz gemacht und der sollte bestmöglich sein. Kein Ritter würde ohne Rüstung in den Kampf ziehen. Meine Ausstattung auch im Kettensägen-Coaching besteht aus einem Helm mit Ohrenschutz, einer Brille oder einem transparenten Visir. Gerade in Coronazeiten lassen sich der Ohrenschutz mit Visir gut mit FFP2 Maske tragen. Für die Hände gibt es dünne Lederhandschuhe, damit habe ich die Maschine besser im Griff. Meine Revue-Beine schütze ich mit einer eleganten Schnittschutzhose bzw. Schnittschutz-Chaps zum Umbinden. Meine „High-Heels“ tausche ich gegen rustikale Schnittschutzschuhe oder spezielle Stahlkappen.
So energiegeladen, wie Du auf die Menschen wirkst, die Dich persönlich kennen, wirst Du doch sicher noch einige Pläne für die Zukunft haben. Welches Projekt möchtest Du unbedingt noch mit Deiner Kettensäge angehen? Wie geht es bei Dir weiter?
Brigitte Gattinger:
Oh ja, ich habe viele Ideen für Pläne. Da muss ich mich immer entscheiden. Ich glaube, die von Dir beschriebene Energie bekomme ich durch das, was ich mache – durch meine Überzeugung und Freude. Das ist zum heutigen Zeitpunkt das Kettensägen und das Kettensägen-Coaching. Meine Pläne/Wünsche für die Zukunft wären es, mit Gleichdenkenden ein deutschlandweites Netz mit Standorten für Kettensägen-Coachings zu etablieren.
Gerade in der heutigen sehr digital geprägten Zeit ist es wichtiger denn je, wieder etwas für sich selbst bzw. etwas selber zu machen. Weniger Zeit vor dem Bildschirm verbringen und sich erleben und ins „Tun“ kommen. Aktiv an etwas zu arbeiten, sich auseinander setzen mit etwas, das die eigene Handschrift trägt. Ich bin davon überzeugt, das gerade die Begeisterung viel Neues bewirkt und uns lebendig hält, egal welchen Alters. Vor zwanzig Jahren hätte ich sanft gelächelt, wenn mir jemand erzählt hätte, was ich heute mache. Du weißt nie, was für dich drin steckt, bevor du es nicht ausprobierst.
Interessant?
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Brigitte Gattinger bearbeitet bewusst Holzstämme aus der Ammersee-Region. Eiche, Ahorn, Walnuss, Birne oder Lärche werden zu besonderen wasserorientierten Geschöpfen, wie beispielsweise ihre Serie der kettengesägten „Ammerella“-Seejungfrauen. In ihrer neuen Werkstatt bietet sie „Kettensägen-Coachings“ an. Das Leben am Ammersee löste bei der in Riederau lebenden PR- und Marketingexpertin die Kreativität und die Liebe zum Holz aus.