Dirk Römer

Dirk Römer

Römer und Sohn GmbH
Inhaber


Das Leben ist dazu da um etwas zu bewegenDirk Römer

Man(n) ist ja neugierig. Vor einigen Tagen fiel mir ein Kommentar zu einem Facebook-Artikel auf. Er stammte von Dirk Römer. Bald darauf telefonierten wir miteinander und aus den geplanten 30 Minuten, wurden schnell 2 Stunden. Dirk Römer betreibt mit seiner Frau, Silke Hanford, in Düsseldorf eine kleine Manufaktur für feinste Handtaschen und Lederwaren. Beide haben eine identische, fast unerschütterliche Lebensmaxime und einen gemeinsamen Traum. Für diesen „Glauben an eine Sache“ haben sie alles auf eine Karte gesetzt. Von Angst, vor den „großen“ Marken in der Modebranche keine Spur. Luxushandtaschen als Thema für ein Interview? Das konnte ich mir bisher nicht vorstellen. Gut, wenn man seine Meinung ändern kann.

Herr Römer, Sie werden gerne einen Blick zurück in die 1930iger Jahre werfen und sich an Joseph Sesemann erinnern. Wer war er, was hat er gemacht und wie ging es weiter?

Dirk Römer:

Leider weiß ich nur aus Erzählungen meiner Eltern etwas über meinen Urgroßvater. Er ist leider im Krieg gefallen. Er war wohl für die damalige Zeit, ein echt kreativer Mensch, mit einer starken Persönlichkeit. Dies scheint mir auch in den Genen zu liegen.

Nach dem Krieg haben meine Großeltern wieder ganz von vorne angefangen, wie es vielen anderen auch erging. Es musste ja weiter gehen!

Leider sind meine Großeltern auch sehr früh verstorben. Mein Vater hat dann 1971 die Firma übernommen und in eine neue Richtung gelenkt. Er und wir dann später zusammen, haben deutschlandweit Firmen und Chefetagen mit Möbeln ausgestattet. Als ich die Firma 1997 übernommen habe, fing dieser Zweig jedoch an zu bröckeln und so habe ich, wie man es als Unternehmer so macht, mir etwas neues einfallen lassen. Ich habe angefangen exklusive Häuser und Wohnungen, mit eigens entwickelten Möbeln auszustatten. 2001 ist daraus die Eigenmarke DIRK RÖMER Internationale Raumkonzepte (www.dirkrömer.com) entstanden. Unter dieser Marke richte ich bis heute, europaweit Häuser und Wohnungen ein.

2012 haben meine Frau und ich dann unsere ersten Schritte in Richtung Taschen und Lederwaren getan. Hier schliesst sich nun der Kreis zu meinem Urgroßvater und dies nach über 80 Jahren! Da muss auch ich schlucklen! Was für eine lange Zeit!

Wer macht was bei Hanford & Römer? Sind sie ein klassisches Familienunternehmen?

Dirk Römer:

Was die lange Tradition und das immer wieder umdenken angeht, sind wir wohl ein klassisches Familienunternehmen.

Was das Teamwork angeht ebenso.

Meine Frau und ich sind extrem kreative Menschen und entwerfen unsere Kollektionen, die dann von unseren Mitstreitern umgesetzt werden. Während ich die Geschäfte leite und mich um die Finanzen kümmere, entwirft meine Frau als gelernte Zeichnerin, wunderschöne Entwürfe für unsere limitierten Seidentücher.

Unsere Handstrickerin, die unsere traumhaften Kaschmirschals fertigt, gehört genauso gut zur Familie, wie unsere Feintäschner, unser Goldschmied und alle, die in und an unserer Firma mitarbeiten.

Eine Art Familie zu sein, gehörte schon immer zu unserer Firmenphilosophie.

Qualität sollte entscheidend für Kauf eines Produktes sein. Tatsächlich wollen wir aber lieber ein Statussymbol besitzen - und frönen dem Markenfetischismus? Das wäre doch, wenn wahr, recht dumm.

Dirk Römer:

Es ist wahr, die Menschen wollen zu einer Gruppe gehören!

Natürlich gibt es Markenfetischisten. Das muss jeder für sich entscheiden. Wir setzen auf Qualität und zum Glück gibt es ja auch Menschen, so wie wir, deren Ausdruck nicht die Marke sein soll, sondern ein eigener Stil, die sich Qualität und Individualität wünschen.

Der Trend ändert sich! Immer mehr Verbraucher wollen Einzelanfertigungen um sich abzusetzen vom Mainstream.

Darüber freuen wir uns natürlich, da es nur noch sehr wenige Unternehmen, wie uns gibt!

Sie unterhalten ein teure, eigene Werkstatt und Produktion in Deutschland. Warum? Könnten Sie es sich nicht einfacher machen?

Dirk Römer:

Wenn man wie wir, auf Dauer Spitzenqualität fertigen möchte, dann brauchen Sie sehr gute Mitarbeiter!

Natürlich kann man in China, Indien oder Bangladesh produzieren, oder in Rumänien, wo genauso schlecht bezahlt wird!

Dafür sind wir jedoch nicht angetreten!

Wir wollen das Handwerk in Deutschland erhalten und eine saubere Produktionskette haben! Produkte gibt es genug, dafür hätte ich keine Firma gründen müssen!

Einfach ist etwas für Menschen, ohne Visionen, also nichts für mich!

Ihr Engagement verstehen Sie auch als ein Zeichen an das deutsche Handwerk? Welches soll das sein?

Dirk Römer:

Das Handwerk stirbt leider immer mehr aus! Ich habe mir zum Ziel gesetzt, dies, soweit ich es selbst bewegen kann, zu ändern! Der Billigwahn und das so genannte Outsourcing zerstört Arbeitsplätze und Kaufkraft. Dies muss sich wieder ändern. Deshalb produzieren wir ausschliesslich in Deutschland und versuchen wieder Arbeitplätze zu schaffen.

In der Lederwarenbranche gab es bis in die 60iger Jahre noch über 60.000 Arbeitsplätze, jetzt ist es nur noch eine Hand voll.

Sie können auf eine bewegte und erfolgreiche Firmengeschichte, über viele Jahrzehnte hinweg, verweisen. Da war es doch sicher leicht, Banken von Ihrem heutigen Label und Geschäftsmodell überzeugen zu können?

Dirk Römer:

Dem ist leider nicht so!

Wer etwas mit IT macht, der bekommt leicht Förderung, oder erreicht beim Crouwdfunding hohe Summen. Diese Firmen gehen jedoch auch oft schnell in die Pleite. Ein Unternehmen, das wie wir, ein wirkliches Produkt fertigt, scheint hingegen nicht Förderungswürdig.

Politiker reden gerne darüber und Banken arbeiten nur gegen Sicherheiten.

Draghis Milliarden kommen nicht beim Mittelstand an!

Da muss man sich von einem Banker auch schon mal sagen lassen, :“Wie wollen Sie denn mit einer Produktion in Deutschland erfolgreich werden? Die Werkbänke der Welt stehen doch in China, Indien, Bangladesh oder Paskistan!“

Kurz gesagt, habe ich mein eigenes Kapital genommen und investiert! Damit trage ich das volle Risiko, jedoch sehe ich mich als Unternehmer in der Verantwortung in Deutschland zu investieren, Arbeitsplätze zu schaffen und hier meine Steuern zu zahlen. Nur so kann das Sytem funktionieren.

Dies scheint jedoch aus der Mode gekommen zu sein!

Wenn der Export eines Tages zusammenbricht, dann gibt es keine Binnenkonjunktur mehr! Wollen Sie das? Ich nicht!

Mit Verlaub, niemand „braucht“ ja wirklich eine Luxushandtasche. Erzählen Sie doch bitte ein wenig über Ihre Kunden. Was sind das für Menschen und was ist diesen wichtig?

Dirk Römer:

Luxus gab es schon immer und wird es auch immer geben!

Die Frage ist, wie definiere ich Luxus?!

Unsere Kunden, haben Ihren eigen Stil und sind gestandene Persönlichkeiten. Diese Klientel trägt keine Logos! Auf diese Kundschaft haben wir uns spezialisiert. Wir selber leben diesen Stil des Understatement und wissen daher genau, was unser Kundschaft wünscht. Beste Qualität, feinste Materialien und Werteerhalt.

Unsere Kollektionen entsprechen genau diesen Merkmalen!

Feinste deutsche Leder aus heimischer Gerbung, edelste Futterstoffe und Veloursleder gehören zu den verarbeiteten Materialien. Unsere Furnituren, also Metallbeschläge sind nicht aus schnödem Nickel, sondern von unserem Goldschmied, aus Gold und Silber, sowie anderen Edelmetallen von Hand gefertigte Schmuckstücke. Alles nach Wunsch unserer Kunden. Durch den nahen Kontakt zu unseren Kunden enstehen immer wieder Unikate, die diese sehr zu schätzen wissen.

Diese Eleganz zeigt sich auch bei unseren Edelstrickwaren und Seidentüchern. Wir verwenden nur Edelgarne, wie Kaschmir, Baby Alpaka, Seide usw.

Unsere Seidentücher werden mit aufwendigsten Handzeichnungen zu echten Kunstwerken erweckt! Diese gelten als Sammlerstücke, da wir uns den Luxus erlauben, immer nur 5 Tücher in einem Muster und in einer Farbstellung zu fertigen.

In jüngster Zeit, haben Sie nochmals Ihr Logo modifiziert. Im Ergebnis ist dieses nun noch dezenter ausgefallen. Welche Gedanken haben Sie dazu bewogen?

Dirk Römer:

Ja, unser Logo ist nochmals dezenter geworden. Die Prägung, die sich ursprünglich vorne auf den Taschen befand gibt es nicht mehr. Hierfür haben wir nun einen eckigen Ring aus Feinsilber, der ganz fein graviert ist.

Für uns stehen der Kunde und unsere exklusiven Produkte im Vordergrund. Da nehmen wir uns gerne zurück.

Understatement ist der wahre Luxus!

Gerade auch in der Modebranche gibt es viel Licht und Schatten. Welchen Anforderungen sehen Sie sich gegenüber und was würden Sie sich manchmal anders wünschen?

Dirk Römer:

Die Produktions – und Ausbeutungsmethoden sehe ich als ein riesen Problem! Es werden viel zu viele Menschen ausgebeutet und Ressourcen verschwendet!

Weniger ist mehr, heißt da die Devise!

Ich wünschte mir, dass der Verbraucher seine Kaufkraft nutzt und wieder mehr auf heimische Produkte setzt. Dies würde sehr viel bewegen.

Für uns stellt sich oft die Problematik, noch Rohwaren zu bekommen, die aus Deutschland kommen. Zum Glück haben wir noch unsere Lieferanten, die in Deutschland fertigen. Diese sehen sich natürlich auch dem Preisdruck aus Asien ausgesetzt.

Sie arbeiten ohne Ladengeschäft und ohne Online-Shop. Wie komme ich nun in den Besitz eine Ihrer kostbaren Lederwaren?

Dirk Römer:

Da unsere Klientel nicht shoppen geht, bieten wir einen ganz persönlichen und diskreten rundum Service an.

Man kann uns entweder nach Termin in unserem nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Showroom auf der Königsallee besuchen, oder wir besuchen unsere Kunden in Ihren Privaten Räumen oder Luxushotels in ganz Europa.

Auch auf ausgesuchten Events und auf Kreuzfahrtschiffen kann man uns antreffen.

Was ist für Sie Luxus Herr Römer und welche Pläne möchten Sie in naher Zukunft gerne umsetzen?

Dirk Römer:

Für mich privat, ist Zeit mit meiner Frau und Freunden Luxus.

Gerne am Meer und in der Natur!

Zum Glück habe ich meinen Traumberuf, sodass es mir nicht schwer fällt, viel zu arbeiten.

Mein Geld gebe ich gerne für gutes Essen, erstklassige Bordeaux – Weine, Maßkleidung und rahmengenähte Schuhe aus. Eine große Schwäche habe ich auch für britische Fahrzeuge.

Meine weiteren Pläne sind der Ausbau, meiner Firma und damit verbunden der Erhalt des deutschen Handwerks, weitere Arbeitsplätze zu schaffen und die Menschen dafür zu begeistern, sich wieder auf Werte zu besinnen.

Dirk Römer, Geb. am 02.02.1971, Kaufmann, Unternehmer seit 1997