Dr. Claude Heini

Dr. Claude Heini

Leading Power
Inhaber


Ein Beispiel zu geben (sein), ist nicht die wichtigste Art, wie man die anderen beeinflusst. Es ist das einzige.Albert Einstein

Führen ist anspruchsvoll, das wissen wir alle. Die Frage ist heute eher wie die einzelne Führungskraft und ganze Unternehmungen auf die wirkungsvollste Weise mit den komplexen Anforderungen und (Selbst)-ansprüchen umgehen. Wir stossen mit den gängigen Ansätzen und Vorgehensweisen immer wieder und immer mehr an Grenzen. Aber diese Grenzen bestehen oft im Kopf (Verstand). Deshalb sind neue - oder auch alte - Perspektiven und Betrachtungsweisen nötig, welche die heute verbreiteten Überzeugungen ersetzen und so neue Wege ermöglichen. Ein Interview mit Dr. Claude Heini.

Herr Dr. Heini, aufgrund welcher Erfahrungen entstand Ihr Buch?

Dr. Claude Heini:

Ich habe über die vielen Jahre mit Hunderten, wenn nicht Tausenden Führungskräften gearbeitet. Als Berater habe ich of nicht nur über die einzelne Person und deren Situation nachgedacht, sondern auch über erkennbare sich wiederholende Muster, Gemeinsamkeiten, Themen dahinter.

Dies sowohl bei erfolgreichen wie weniger erfolgreichen Managern. Da ich selber viele Jahre in verschiedenen Rollen geführt habe, kommen natürlich zahlreiche selbst gemachte Erfahrungen dazu.

Mit welchen Erwartungshaltungen, sowohl an sich selbst, wie auch von außen, sehen sich Führungskräfte heute konfrontiert?

Dr. Claude Heini:

Heute sind Führungskräfte oft konfrontiert mit folgenden Erwartungen:

– mehr mit weniger Mitteln erreichen zu müssen

– schneller zu agieren und sich ständig an mehrfache Veränderungen anpassen zu müssen, bei welchen sie selber meist nicht von Beginn weg mit gestaltet haben

– dazu müssen sie in eigener Unsicherheit ihre Mitarbeitenden in solchen Veränderungen konstruktiv und mit Überzeugung begleiten

– sie sollen einerseits ambitiös sein und ihre Performance stets als oberste Priorität haben, gleichzeitig möglichst über die Grenzen hinweg mit anderen kooperieren

– die ihnen Unterstellten erwarten von ihren Chefs Zeit, Aufmerksamkeit, Anerkennung für ihre Leistung, Förderung und authentisches, glaubwürdiges Auftreten

und viele mehr.

Wie ist Ihre Erfahrung? Mit welchem Selbstverständnis behaupten die meisten Menschen ihre Führungsrolle. Eher konservativ und autokratisch oder ...?

Dr. Claude Heini:

Führungsverständnisse wachsen über die eigene persönliche Geschichte, angefangen mit den Erfahrungen der eigenen Eltern oder anderen wichtigen Verwandten als erste Autoritätspersonen. Die meisten Führungskräfte sehen Führung nicht mehr als autokratisch an.

Aber es gibt immer noch viele, die den balancierten Einsatz von Handlungsmacht nicht treffen. Dies, weil sie unter Druck ungeduldig werden und ständig eingreifen, ohne dabei aber die gewünschte Wirkung zu erzielen. Ich muss allerdings sagen, dass ich auch diejenigen getroffen habe, welche einen vermeintlich „soften“ Führungsstil anwenden, dadurch aber ihre Führungsverantwortung so abgeben, dass sie ihrerseits kaum Wirkung erzielen.

Menschen in entscheidenden Positionen stehen fast immer auch unter „Beobachtung“. Entweder von Mitarbeitern, von Kunden oder nicht zuletzt auch von Konkurrenten. Wie wichtig ist in dem Zusammenhang die Führungswirkung?

Dr. Claude Heini:

Das ist sehr wichtig, weil all die Interessenvertreter und deren Wahrnehmung Einfluss darauf haben wie sie sich gegenüber der Unternehmung und deren Führung verhalten. Das Schwierige ist nur, dass nach „Kontrolle“strebende Manager akzeptieren müssen, dass andere Menschen und nicht sie selber entscheiden, wie und was sie wahrnehmen. Das fällt vielen schwer.

Als Seminarleiter werden Ihnen sicherlich einige zentrale Fragen im Gedächtnis sein, die Ihnen von Managern immer wieder gestellt werden. Welche sind das und was vermuten Sie oft hinter diesen Fragen?

Dr. Claude Heini:

Anliegen von Führungskräften:

– Wie kann ich Wirkung erhöhen ohne „noch“ mehr arbeiten zu müssen…?

– Wie kann ich nach oben mehr Einfluss nehmen, haben?

– Wie kann ich meine Verantwortung im Interesse des Ganzen wahrnehmen und mich dennoch wo sinnvoll abgrenzen?

Oft stecken hinter solchen Anliegen sogenannte Dilemmas, welche als „entweder oder“ betrachtet werden. Hier braucht es einen Perspektivenwechsel, der in ein „sowohl als auch“ unter bestimmten Bedingungen mündet.

Haben Sie vielleicht ein Beispiel aus der Praxis dafür, wie wichtig gute Führungsqualitäten in einem Unternehmen sein können und wie diese entscheidend den Erfolg des Unternehmens beeinflussen?

Dr. Claude Heini:

Ich erinnere mich an einen Manager, der wirklich die richtige Balance gefunden hat zwischen hohem Vertrauen in alle Mitarbeitenden und der regelmässigen Kontrolle im Interesse aller. Dies im Zusammenhang mit einem unglaublich wichtigen und anspruchsvollen Projekt mit sehr ambitiösen timelines.

Er war mit seinem Team äusserst erfolgreich und alle haben mit höchstem Engagement mit geholfen, das fast Unmögliche möglich zu machen im Interesse der ganzen Unternehmung.

Leider habe ich auch viele schlechte Beispiele erlebt, wie etwa eine Managerin, welche durch hohe Selbstbezogenheit die Motivation vieler im Umfeld drastisch zum Sinken brachte.

Wie ist das eigentlich mit den Prioritäten? Wie schaffe ich es als Führungskraft immer die wirklich wichtigen Dinge im Fokus zu behalten? Haben Sie dazu vielleicht einige Tipps?

Dr. Claude Heini:

In erster Linie braucht es regelmässige Selbstreflexion. Dabei soll vorhandenes sowie intuitives Wissen abgerufen werden um zu beurteilen, welche Aspekte, Bereiche, Aktivitäten den grössten Hebel für die vorliegenden Aufgaben und Ziele darstellen.

Es ist auch sehr zu empfehlen, das Führungskräfte dies zusammen mit dem Team besprechen. Dann müssen als Voraussetzung dazu natürlich die Richtung, die Ziele und Strategie gut verstanden und verankert sein. Denn diese implizieren meistens, wo die Prioritäten zu legen sind.

Auch gemeinsam erarbeitete Werte können diese Orientierung liefern. Eine Empfehlung wäre hier bewusst gute Fragen zu stellen wie etwa: Was ist genau das übergeordnete Ziel, was wollen wir im Interesse des Ganzen bewegen, erreichen? Wo ist dazu der größte Hebel?…

Welchen Führungsstil favorisieren Sie persönlich und weshalb?

Dr. Claude Heini:

Meine Präferenz ist die Balance zwischen richtunggebend und die Mitarbeitenden einbindend. Also eher partizipativ, aber nicht einfach „Laisser-faire“. Als Führungskraft sollte ich eine grobe Vorstellung haben von dem, was zu erreichen, zu tun und verändern ist.

Dann sollen aber die Ideen, Werte und Meinungen anderer ernstgenommen und berücksichtigt werden, um letztlich gemeinsam die wichtigsten Dinge und Vorgehensweise zu definieren. Dahinter verbirgt sich meine Grundhaltung, dass Führen dazu da ist anderen und einer Organisation zu „dienen“ und möglichst viele andere erfolgreich zu machen. Dafür muss man sein eigenes Ego dementsprechend im „Griff“ haben.

Vielen Dank für das Interview Herr Dr. Heini!