Gil Lang

Gil Lang

Privat Label Journey
Amazon Business Coach


Niemand muss das Unbekannte fürchten, weil jeder Mensch das erreichen kann, was er will und was er braucht. Der Alchimist

Amazon FBA ist voll im Trend. Aber das muss nicht zwingend bedeuten, dass es für wirklich jeden das richtige Geschäftsmodell ist. Schön, Amazon übernimmt komplett alles: Logistik, Auslieferung, Rechnungsstellung. Und sogar das Inkasso, wenn ein Kunde mal nicht bezahlen will. Das klingt doch erst einmal gut und Amazon FBA setzt damit geschickt die Hürde für einen Einstieg ganz niedrig. Trotzdem: Es gibt noch offene Fragen. Beispielsweise: Lohnt sich Amazon FBA nur, wenn man Produkte aus Asien verkauft? Gil Lang kennt diese Fragen und beantwortet sie auf seinen Seminaren immer wieder – und gerne. Der frühere Unternehmensberater hat seinen Job zum 31.12.2015 an den Nagel gehängt und coacht seitdem wissbegierige und umsatzhungrige Neu-Amazon-Händler. Ein Business mit viel Potential oder auch nur wieder ein „Schnell-reich-werden-Fake“?

Herr Lang, stellen Sie doch das Amazon FBA Business–Modell noch einmal kurz mit Ihren Worten vor. Welches Konzept steckt dahinter und welche Ziele verfolgt Amazon damit?

Gil Lang:

Zur Einleitung vielleicht erstmal eine Erläuterung zu der Abkürzung FBA, diese steht für Fullfillment By Amazon. Bedeutet also erstmal „nur“, dass sich Amazon um den Versand und Kundenservice kümmert. Aber dahinter steckt noch viel mehr.

Der Allinklusive Service von Amazon bietet viele Vorteile für den Händler. Sobald man seine Ware durch Amazon verschicken lässt, profitiert man von dem sehr schnellen Logistiknetzwerk von Amazon, dass ja in einigen teilen Deutschlands bereits same day delivery anbietet. Das enorme Vertrauen, dass sich Amazon bei seinen Kunden erarbeitet hat, kann man so als Händler mitnutzen. Grundsätzlich geht es bei dem Geschäftsmodel darum, die Reichweite und den regelmäßigen Kundenstamm von über 40 Millionen alleine in Deutschland zu nutzen.

Viele Amazon Kunden sind sich nicht einmal darüber bewusst, dass viele Produkte auf Amazon von Händlern und nicht vom E-Commerce Riesen selber gehandelt werden. Es gilt also, seine Produkte möglichst prominent auf der größten Produktsuchmaschine weltweit zu platzieren.

Seit dem 01.01.2016 arbeiten Sie ausschließlich nur noch als Amazon Business Coach und haben einen guten Job dafür aufgegeben. Was hat Sie so überzeugt, damit das richtige zu tun?

Gil Lang:

Seit meinem ersten Job als Einkäufer für Sport- und Outdoorbekleidung war ich aktiv auf der Suche nach nebenberuflichen Möglichkeiten, um mir meine Selbstständigkeit aufzubauen. Nach vielen verschiedenen Projekten und Ideen war der Handel meiner eigenen Marke auf Amazon das erste Projekt, bei dem wirklich etwas hängen geblieben ist.

Im September 2015 war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mir theoretisch einen Lohn auszahlen konnte, der mit meinem Gehalt als Angestellter mithalten konnte. Sofort war für mich klar, dass ich diese Chance nutzen musste. Das Abenteuer Selbstständigkeit hat mich schon lange gerufen und ich wollte mir nicht später vorwerfen, ich hätte die Chance nicht ergriffen. Außerdem war ich mir sehr sicher, dass ich meine Erfolge auf Amazon mit mehr Zeit steigern kann.

Der Name Amazon, als Branchenprimus und börsennotiertes Versandhandelsunternehmen, schafft erst einmal Vertrauen. Genau der richtige Partner für einen nebenberuflichen Einstieg?

Gil Lang:

Amazon ist ein super Partner, um Erfahrungen im E-Commerce zu sammeln. Im Gegensatz zu einem eigenen Online Shop kann man die bestehende Kundenbasis auf Amazon nutzen und seine Produkte schnell vor die Augen der Kunden bringen.

Wer heutzutage mit kleinem Budget nebenberuflich als Händler starten möchte, der kommt an eBay und/oder Amazon nicht vorbei. In der heutigen Zeit gibt es für alle Komponenten eines Unternehmens bestehende Anbieter. Es gilt also, clever zu kombinieren und die richtigen Anbieter zu wählen. Amazon FBA übernimmt die Logistik für den Händler und bietet zusätzlich einen Platz im digitalen Regal des größten E-Commerce Shops weltweit.

Das Vertrauen bei den Kunden ist enorm und während man sich mit seinem eigenen Onlineshop über eine Conversionrate von über 5% freut, liegt diese bei Amazon oft bei weit über 15%. Nicht wenige Kunden haben so viel Vertrauen, dass sie sogar die Funktion „Bestelllen mit 1-Klick“ aktiviert haben.

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Welchen Personenkreis möchte Amazon als Händler erschließen, für wen ist Amazon FBA besonders vielversprechend und für wen weniger geeignet?

Gil Lang:

Amazon möchte das möglichst größte und kundenorientierteste Sortiment im E-Commerce anbieten. Auf Amazon soll es alle Marken und Produkte geben, die das Herz des Kunden begehrt. Von Händlersicht aus betrachtet ist es äußerst interessant, wenn man eine eigene Marke vorweisen kann.

Besonders im E-Commerce ist der Preisdruck hoch, die Kunden sind es gewohnt immer zum möglichst günstigsten Preis zu kaufen. Die Suche nach Schnäppchen ist zu einer Art Sport geworden. Aus diesem Grund ist es ratsam, seine eigene Marke aufzubauen, um aus dem direkten Vergleich mit Wettbewerbern herauszutreten.

Auch als Zwischenhändler von bestehenden Markenprodukten kann man auf Amazon erfolgreich sein, wir beschränken uns aber auf das Anbieten von exklusiven Marken, die keine direkte Konkurrenz durch andere Händler oder Onlineshops haben.

Wie sieht im Idealfall der perfekte Start mit Amazon FBA aus?

Gil Lang:

Idealerweise entscheidet man sich für eine Produktnische, in der man ein gewisses Know-How mit bringt und dem Kunden mit seiner Marke einen Mehrwert bieten kann. Für diese Nische muss man die Zielgruppe genau verstehen und möglichst mit ihr in direktem Kontakt stehen (Dank Social Media kein Problem).

Nun gilt es, nach und nach ein passendes Produktportfolio aufzubauen, das sich ergänzt und den Kunden an deine Marke bindet. Wenn man sich clever anstellt, kann man mit einem guten ersten Produkt die Weichen für eine spannende Marke stellen und mit dem resultierenden Cashflow weitere Produkte finanzieren.

Wichtig ist, dass man vorab darauf achtet, dass Nachfrage für das Produkt auf Amazon besteht und die Konkurrenz nicht zu stark ist.

Welche Fehler gilt es im Vorfeld und in der Anfangsphase unbedingt zu vermeiden?

Gil Lang:

Besonders wichtig gerade am Anfang ist es, sich nicht auf die zu großen Fische zu werfen. Es ist nicht sinnvoll, direkt den Top Seller schlecht hin verkaufen zu wollen, denn hier ist die Konkurrenz für neue Händler einfach zu groß.

Andererseits ist es wichtig, dass eine gewisse Nachfrage für die Produktkategorie besteht. Ein sehr gängiger Fehler vieler Anfänger ist es, komplett neue Produkte auf Amazon anbieten zu wollen. Wenn es beispielsweise auf Amazon keine elektrischen Wagenheber gibt, kann man vorab nicht einschätzen, ob Amazon Kunden nach dem besagten Produkt auf der Suche sind.

Es gilt also, bestehende Produktideen zu verbessern und durch Änderungen Individualität zu kreieren.

Viele Amazon-FBA-Experten raten dazu, Einkaufsmöglichkeiten, Hersteller und Lieferanten in Asien zu suchen. Warum ist das so und betrachten auch Sie europäische Lieferanten als ungeeignet?

Gil Lang:

Ich würde mich hier nicht auf bestimmte Länder oder Kontinente beschränken. Allerdings ist es selbstverständlich wichtig, seine Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen produzieren zu lassen. Bei vielen Produkten besteht in Europa nicht die Möglichkeit für eine Produktion.

Ich denke allerdings, der Grund, weshalb eine Vielzahl der Produkte in Asien gesourced werden, ist, dass Plattformen wie Alibaba oder Global Sources die Suche nach Lieferanten enorm vereinfacht haben. Es ist nicht mehr notwendig, zu Messen zu fliegen oder die Lieferanten in Asien zu besuchen (allerdings kann beides sehr positive Auswirkungen auf Preis und Produkt haben).

Theoretisch kann man heutzutage mit seinem Laptop von überall auf der Welt erfolgreicher Amazon Händler werden, ohne in einen Flieger zu steigen.

Wie finde ich als neuer Händler bei Amazon das für mich am besten geeignete Handelsprodukt? Nur über einen Blick in die Bestsellerlisten oder ...?

Gil Lang:

Die Bestsellerliste ist tatsächlich ein super Einstieg. Ich habe meine ersten 3 Produkte in der Amazon Bestsellerübersicht aufgespürt und umgesetzt. Wichtig ist es, aber gleichzeitig bei den Produkten eine Verbesserung bieten zu können. Sei es ein neues Design, eine hochwertigere Verpackung oder eine Änderung des Materials.

Dafür sollte man sich zumindest im Ansatz mit den Produkten und der Nische auskennen. Beim Stöbern auf Amazon kann man schnell die Zeit vergessen und findet sich oft in komplett anderen Unterkategorien wieder. Der Prozess der Produktrecherche macht mir weiterhin sehr viel Spaß und die unendliche Amazonwelt ist immer wieder spannend.

Welches Verständnis haben Sie von Ihrer Aufgabe als Amazon Business Coach? Was möchten Sie erreichen? Schließlich vertrauen die Menschen Ihnen auch ein stückweit. Eine große Verantwortung – nicht wahr?

Gil Lang:

Die Zusammenarbeit mit anderen Händlern und Amazon Interessierten macht mir einfach super viel Spaß! Ich gebe gerne das Wissen weiter, das ich mir in den letzten 2 Jahren auf Amazon und den vorherigen Jahren im Sourcing erarbeitet habe. Ich möchte mit möglichst vielen interessanten Menschen zusammenarbeiten und die Menschen dazu motivieren, ihre Zukunft selber in die Hand zu nehmen.

Selbstverständlich habe ich an dieser Stelle auch eine Verantwortung zu tragen und verweise bei Fragen rund um das Thema Steuern, Patente, Zertifikate immer gerne an Spezialisten auf dem Gebiet. Ich selber sehe mich eher als Partner zum Puzzeln – die richtige Strategie aufstellen und mit den richtigen Schritten und Partnern wachsen.

Es wäre schön, wenn Sie zum guten Schluss noch eine Tippliste für meine Leser hätten. Die obligatorischen „Do‘s und Don‘ts“.

Gil Lang:

Ganz wichtig an dieser Stelle ist der Hinweis: es ist keine langfristige Geschäftsidee, bestehende Produkte zu einem günstigeren Preis anzubieten. Ich sehe es leider immer häufiger, dass neue Verkäufer einzig durch einen niedrigeren Preis auf ihr Produkt aufmerksam machen wollen. Diese Positionierung ist langfristig nicht gesund, denn es wird immer einen größeren Fisch geben, der noch günstiger anbietet.

Ein klares Don‘t ist es also, in einen bestehenden Markt mit identischen Produkten einzusteigen und über einen niedrigeren VK das Rennen langfristig machen zu wollen…außer man hat die größte eines Walmart ;-)

Wie wird sich Amazon FBA aus Ihrer Sicht voraussichtlich entwickeln? Und: Verträgt das System den Einstieg tausender neuer Handelspartner?

Gil Lang:

Der Run auf Amazon FBA ist in Amerika riesig und auch in Deutschland werden mehr und mehr Menschen auf Amazon als Marktplatz aufmerksam. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Spreu vom Weizen trennt. Bedeutet ganz klar, dass die Händler erfolgreich sein werden, die ihre Produkte und den Kunden ernst nehmen und Wert darauf legen, Mehrwert zu schaffen.

Kurzfristig kann man mit Tricks, günstigen Preisen und minderwertigen Produkten Geld verdienen…langfristig nicht. Daher bin ich mir sicher, dass für clevere Händler und Anbieter immer ein Platz auf Amazon ist.

Alles begann 2014 mit der fixen Idee, mein Wissen als Sportartikel-Einkäufer mit dem selbst angeeigneten E-Commerce und Online Marketing Know-How zu verknüpfen. Nach vielen Learnings und interessanten Wendungen habe ich eine stark fokussierte Sports-Brand aufgebaut, die in den wichtigen Unterkategorien sehr erfolgreich auf Amazon positioniert ist. Gleichzeitig habe ich als Teil von Private Label Journey die größte deutsche Private Label Community aufgebaut. Mein Wissen über Sourcing, Brandbuilding und Amazon Marketing konnte ich so zum Mittelpunkt meines Arbeitsalltages machen.