Peter Reichard
TYPOSITION.
Inhaber
Wenn mit sprechen gemeint ist, dass Papier kommunizieren kann, dann ist die Frage zu bejahen. Hinzukommt, dass man mit Papier sogar Töne erzeugen kann, es ist so zusagen auch musikalisch.Peter Reichard
Was für eine Frage. Natürlich kann Papier nicht sprechen werden Sie vielleicht denken. Einer der es wissen muss, ist Peter Reichard. Er ist Grafiker, Typograf, Dozent und Autor. Wie wichtig die richtige Papierauswahl bei Printmedien ist, erzählt er im nachfolgenden Interview. Und weshalb sein Blog PAPIERBOTSCHAFT in seiner Branche so viel Aufmerksamkeit bekommt.
Herr Reichard, Sie stehen hinter dem Blogprojekt PAPIERBOTSCHAFT. Was hat Sie 2009 bewogen, diesen Blog ins Leben zu rufen?
Peter Reichard:
Papier und Druckverdelung hat für unser Designbüro TYPOSITION, welches hinter dem Projekt steht, schon immer eine große Bedeutung. Unter anderem auch dadurch begründet, dass ich selbst ein moderner Schweizer Degen bin und vor meiner Tätigkeit als Grafikdesigner eine Ausbildung zum Offsetdrucker absolvierte.
Unter anderem habe ich als Lehrbeauftragter festgestellt, dass sich zwar viele Studenten für Papier interessieren, es aber für sie schwierig ist an die entsprechenden Informationen zu kommen.
Ähnlich verhält es sich mit kleinen Designbüros oder Freelancern. Mit Papierbotschaft bieten wir eine herstellerunabhängige und übergreifende Informationsplattform.
Was sind Ihre wichtigsten Kernthemen?
Peter Reichard:
Wie der Name schon sagt ist der Schwerpunkt das Papier und in erster Linie Papier in der Druckproduktion. Das bedeutet, dass wir Informationen über neue Papiere der Hersteller sammeln, aber auch zeigen wie Papier und Druckveredelung sich mit Design und der Typografie ergänzen.
Möchten Sie mit der PAPIERBOTSCHAFT eine ganz bestimmte Leserschaft ansprechen?
Peter Reichard:
Zunächst sprechen wir alle an, die sich für Papier und Druckveredelung interessieren. Das geht wie bereits angesprochen von der Studentin, über den freiberuflichen Grafikdesigner bis zu Art Directoren in den Agenturen.
Daraus entwickelte sich, dass wir mittlerweile auch Agenturen/Designbüros in Sachen Papierauswahl für Corporate Design, Mailings oder eben unter dem Aspekt nachhaltige und umweltfreundliche Papiere beraten.
Wie sehen Sie den Stellenwert von Papier neben dem von Typografie und Grafikdesign.
Peter Reichard:
Es geht um ein aufeinander abgestimmtes Gesamtwerk. Papier, Typografie, Bilder, Farben dienen dazu eine bestimmte Botschaft zu kommunizieren, darum müssen sie sich gegenseitig in dieser Funktion stützen.
Wie wichtig ist die Papierauswahl für ein Printmedium wie zum Beispiel einen Katalog oder eine Verpackung?
Peter Reichard:
Papier schafft neben der Optik, eben diesen haptischen Eindruck und dies kann das Produkt entsprechend aufwerten. Wie bereits oben angedeutet ist das passende Zusammenspiel das entscheidende.
Hat sich, aus Ihrer Sicht, der Einsatz hochwertiger Papiere in den letzten 10 Jahren verändert. Und wenn ja, in welcher Weise?
Peter Reichard:
Ich erinnere mich nur an meine Druckerausbildung, da wurde fast für jede hochwertige Publikation Cromolux-Karton und Bilderdruck glänzend verwendet. Das hat sich zu Gunsten einer breiten Palette von Naturpapieren verändert. Was sich auch durch eine verbesserte Bildwiedergabe auf Naturpapieren ergab.
Papier bietet den großen Vorteil, es haptisch erleben zu können. Reicht das, Ihrer Meinung nach, um Print auch in Zukunft attraktiv zu machen.
Peter Reichard:
Eindeutig ja, gerade die Haptik wird mehr und mehr an Wertigkeit gewinnen, um so mehr wir nur noch virtuell arbeiten und kommunizieren. Jedoch bezieht sich dies vermutlich in erster Linie auf ausgewählte Medien wie Geschäftsausstattungen, einzelne hochwertige Mailings oder Verpackungen. Anderseits war es für jeden Menschen – auch gerade außerhalb der Medienbranche – noch nie so einfach sich seine Druckprodukte zu produzieren. Dies sieht man deutlich am Erfolg der vielen Internetangebote, die genau für diese Zielgruppe immer mehr Möglichkeiten bieten.
Sind die Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Green Printing auch für die PAPIERBOTSCHAFT wichtige Themen?
Peter Reichard:
Dieses Thema kann man nicht umgehen und wollen wir auch nicht. Aber es ist nicht das zentrale Thema, sondern eines von mehreren rund ums Papier.
In Deutschland gibt es Papier seit dem 14. Jahrhundert. Betrachten Sie daher Papier auch als Kulturgut?
Peter Reichard:
Eindeutig, Ja! Und es wird auch nicht durch digitale Medien verdrängt werden, davon bin ich überzeugt. Möglicherweise wird sogar das Papier vom Massenmaterial durch die digitalen Medien zum Exklusivmaterial werden, aber verdrängt wird es meiner Meinung nach auch in zwanzig oder dreizig Jahren nicht.
Wenn Ihre Leidenschaft dem Papier gilt, dann haben Sie vielleicht auch noch eine Antwort auf unsere Eingangsfrage: Kann Papier sprechen? :-)
Peter Reichard:
Wenn mit sprechen gemeint ist, dass Papier kommunizieren kann, dann ist die Frage zu bejahren. Hinzukommt, dass man mit Papier sogar Töne erzeugen kann, es ist so zusagen auch musikalisch.
Vielen Dank für das Interview Herr Reichard!