Peer Wandiger
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Lebe nicht um zu arbeiten, sondern arbeite um zu leben.Peer Wandiger

An anderer Stelle, wurde er auch schon mal als „Urgestein der deutschsprachigen Blogger-Szene“ bezeichnet. Gemeint ist Peer Wandiger. Vorbild- und Vollzeitblogger, Programmierer und Webdesigner in Personalunion. Ein Mann, der bereits Mitte der 90er-Jahre, als BWL-Student, das Internet für sich entdeckt hat. Sein wohl bekanntestes Projekt: Das Blog „Selbständig im Netz“. Dort, berichtetet er über seine Erfahrungen als Selbständiger und gibt Tipps, die inzwischen eine riesige Fangemeinde haben.

Peer, im Jahr 2007 fing alles an – mit „Selbständig im Netz“. Wie hat sich die Bloggerszene, deiner Meinung nach, seit dem geändert?

Peer Wandiger:

Es ist vieles professioneller geworden. Als ich anfing wurde man noch komisch angeschaut, wenn man ein Werbebanner in seinen Blog eingebaut hat. Mittlerweile ist das gang und gäbe.

 

Zudem hat natürlich das Social Web mit Facebook, Twitter und Co. viel verändert. Manche Blogger tun sich schwer oder publizieren lieber auf diesen Social Networks. Ich finde, dass diese Netzwerke es Bloggern aber auch leichter macht den eigenen Blog zu vermarkten und neue Leser zu gewinnen.

 

Ob es die viel zitierte Blogger-Szene überhaupt noch gibt oder ob sie es jemals wirklich in der Form gab, kann ich nicht sagen. Ich fühle mich auch nicht als typischer Blogger, sondern mehr als Publisher, der „zufällig“ eine Blogsoftware als CMS verwendet.

 

Mit dem Wissen von heute. Wie würdest Du ein neues Blogprojekt aufsetzen? Toll wäre eine Liste deiner Top-Ten-Empfehlungen in der Reihenfolge Ihrer Bedeutung.

Peer Wandiger:

So viel anders würde ich gar nicht machen. Wichtig wäre unter anderem sicher die folgenden Punkte:

  • Man sollte sich ein Thema suchen, dass bisher noch nicht oder nur schlecht im Web behandelt wird. Es bringt nicht den tausenden Gaming-Blog zu starten. Besser wäre z.B. ein Blog über „Strategie-Spiele auf dem iPad“. Da ist zwar die Zielgruppe kleiner, aber auch die Konkurrenz.
  • Gute Domain, die den Bloginhalt beschreibt, aber nicht zu sehr einengt.
  • Gute Inhalte, die das Interesse der Zielgruppe wecken und einzigartig sind.
  • Eigene Bloginstallation, da man bei einem Bloghoster wie Blogger.com etc. zu sehr eingeengt ist.
  • Zur Vermarktung der eigenen Inhalte und zur Kontaktaufnahme zu anderen Usern Social Media Plattformen nutzen
  • Spaß beim Bloggen und Durchhaltevermögen
  • Produzieren statt nur konsumieren. Man muss aktiv werden, sofort und immer wieder. Viele hängen nur den ganzen Tag auf Facebook rum und wundern sich, dass der Blog nicht erfolgreich wird. ;-)
  • Die Grundlagen der Suchmaschinenoptimierung muss man auch heute beachten, ohne aber irgendwelche Tricks oder Manipulationen.
  • Backups und Absicherungen gegen Hacks sind immer wichtig, um keine Daten zu verlieren oder bei Google rauszufliegen.
  • Man sollte immer langfristig denken und deshalb nicht kurzfristigen Geld-Verlockungen (z.B. bei zweifelhaften Werbeangeboten) verfallen. Man braucht lange sich einen Ruf aufzubauen, aber es geht schnell diesen zu ruinieren.

 

Es gibt sicher noch eine Menge weitere Tipps und Best Practices, aber mit diesen kommt man schon mal ein Stück weit.

 

Ein Blick auf deine beliebtesten Artikel zeigt: Es geht oft um´s liebe Geld. Du aber sagst, dass man zunächst einmal beim Bloggen nicht an´s Geld (und auch nicht an Google) denken soll. Warum?

Peer Wandiger:

Es geht hier um sicher um den feinen Unterschied. Natürlich möchte auch ich mit meinen Blogs Geld verdienen, schließlich lebe ich davon.

 

Aber ich schreibe nicht mit dem Gedanken, dass ein Artikel nun Geld einbringen muss. Stattdessen versuche ich interessante und für meine Leser Mehrwert bietende Artikel zu schreiben, die diese gern lesen. Dann klappt das mit dem Geld verdienen fast von allein.

 

Wer offensichtlich nur schreibt, um Geld zu verdienen, bei dem merken das die Leser ganz schnell und sind wieder weg. Zumal solche Blogger meist auch gar keine große Leidenschaft fürs Schreiben mitbringen und selbst schnell aufhören wenn sie merken, dass man mit einem Blog nicht über Nacht zu Geld kommt.

 

Professionelles Bloggen ist genauso harte Arbeit und es dauert, bis Geld fließt.

 

Bloggen und SEO. An was muss ich als Blogger denken? Geht es auch ohne einen externen SEO für 2.000 Euro im Monat? Ist Linkbuilding das A und O?

Peer Wandiger:

Ich habe mich nie um Linkaufbau gekümmert, weil das bei Blogs nicht notwendig ist. Vielleicht am Anfang das eine oder andere Verzeichnis und ein paar gegenseitige Links mit anderen Bloggern.

 

Dann aber bringen tolle Inhalte von selber Backlinks.

 

Wichtig ist aber der Bereich Onpage-SEO. Hier gibt es einiges zu beachten, um es Google so leicht wie möglich zu machen und sich optimal zu präsentieren.

 

Das läuft bei mir aber mittlerweile beim Schreiben so nebenbei. Wirklich aktiv SEO betreibe ich nur bei meinen Nischensites. :-)

 

Kann ein Corporate Blog zum Beispiel den Einsatz von Google Adwords bei der Neukundengewinnung substituieren?

Peer Wandiger:

Auf jeden Fall. Ob es AdWords oder andere Werbemittel komplett ablöst ist sicher nicht so pauschal zu beantworten, aber ein aktiver und interessanter Firmenblog bringt viele Besucher, die zudem auch noch genau nach den Angeboten suchen, die man anbietet.

 

Ich kenne auch ein paar kleine Firmen, die regelmäßig Artikel zu konkreten Themen aus ihrer Branche veröffentlichen und damit viele Besucher und darunter auch immer wieder neue Kunden anlocken.

 

Aber auch das macht natürlich Arbeit. Diese Zeit sollte man fest einplanen, sonst siecht der Blog nach einem engagierten Start dahin. Das habe ich leider auch schon des öfteren erlebt.

 

Wenn du nur drei Blogs benennen dürftest, die dir besonders gut gefallen. Welche wären das?

Peer Wandiger:

  • Problogger.net – Einer der ersten Blogs, die ich regelmäßig gelesen habe mit vielen guten Artikel zum Bloggen und hohem Motivationswert.

 

  • Smartpassiveincome.com – Ebenfalls sehr motivierend und es war sehr interessant zu sehen, wie die Einnahmen dort über die Jahre nach oben gegangen sind. Zudem gibt es viele interessante Einblicke.

 

  • Entrepreneurs-journey.com – Heute nicht mehr ganz so interessant, aber der erste Business-Blog, den ich damals 2005/2006 regelmäßig gelesen habe. Sehr viele gute Artikel, Podcasts und eine faszinierende Entwicklung, die mich damals dazu inspiriert hat Selbständig im Netz zu starten.

 

Es ist schon spannend zu sehen, wie sich die Welt der Blogs entwickelt. Wird es leichter oder eher schwerer? Wirf doch mal bitte einen Blick in deine Glaskugel.

Peer Wandiger:

Sowohl als auch. Natürlich ist die Konkurrenz größer und viele Themen sind schon überlaufen, zumindest wenn man sich nicht in einer Nische spezialisiert.

 

Auf der anderen Seite gibt es heute viel mehr Möglichkeiten seinen Blog zu vermarkten und neue Leser zu gewinnen. Zudem ist die Zahl der Einnahmequellen deutlich gestiegen und bietet mittlerweile auch deutschen Bloggern gute Einnahmemöglichkeiten.

 

Ich finde die Zeit aktuell sehr spannend und freue mich auf die Zukunft.

 

Zum Schluss kann ich nur sagen, dass ihr nicht zu lange warten solltet, mit einem Blog zu starten. Hätte ich damals im Februar 2007 nicht einfach angefangen zu bloggen, dann wäre Selbständig im Netz nicht das, was es heute ist.

 

Vielen Dank für das Interview Peer!