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Stéphane Etrillard

Stéphane Etrillard

Top Performance Group GmbH, Düsseldorf
Geschäftsführer


"Souveränität erfordert Mut und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst – und anderen"Stéphane Etrillard

Hohe Reputation und große Sympathiewerte erfährt, wer sich in Übereinstimmung mit seinem Denken und Handeln befindet. „Gut gebrüllt, Löwe“, werden bei diesem Satz wohl einige denken, aber keine Sorge, es wird nicht zu akademisch. Trotzdem, herausragende Erfolge mancher Menschen scheinen mit einem besonders stimmigen „Gesamtpaket“ dieser Persönlichkeiten zu tun zu haben. Stéphane Etrillard, Franzose, Erfolgsautor und Ausnahmetrainer, gehört selbst zu dieser kleinen Gruppe und weiß, dass die Wirkung der eigenen Persönlichkeit zu den wirkungsvollsten Erfolgsfaktoren gehört. Beruflich und privat.

Herr Etrillard, „Wer meinem Auge nicht gefällt, dem leihe ich auch nicht mein Ohr“, hat die Stil-Ikone Elisabeth Motsch einmal gesagt. Fängt ein souveräner Auftritt auch für Sie schon beim Erscheinungsbild an?

Stéphane Etrillard:

Das äußere Erscheinungsbild eines Menschen entscheidet mit darüber, wie er wahrgenommen wird. Nur ist das hier längst nicht der wesentliche Aspekt. Wichtig ist meines Erachtens vor allem: Wer beim Blick in den Spiegel mit sich zufrieden ist, kann eher souverän auftreten als jemand, der sich nicht wohlfühlt in seiner zweiten Haut. Die Kleidung ist jedoch längst nicht alles. Die Kleidung und der Mensch darin müssen zueinander passen, darauf kommt es an.

So gibt es auch etliche sehr souveräne und zugleich sehr erfolgreiche Persönlichkeiten, die einen eher ungewöhnlichen Kleidungsstil pflegen. Übrigens macht die Kleidung nur einen kleinen Teil unseres Erscheinungsbildes aus. Der andere, größere Teil bilden Mimik, Gestik und die Körperhaltung oder auch unsere Stimme. Diese Formen der nonverbalen Kommunikation werden von Gesprächspartnern meist sehr genau wahrgenommen und haben eine sehr starke Wirkung.

Insbesondere Spitzenpolitiker legen sehr großen Wert darauf, als souverän wahrgenommen zu werden. Warum ist dieser Status in Verhandlungen, Präsentationen und Gesprächen so wichtig? Geht es denn nicht nur um Inhalte?

Stéphane Etrillard:

Spitzenpolitiker stehen vor der schwierigen Aufgabe, sehr vielen und teilweise unterschiedlichen Erwartungen gerecht zu werden. Das ist bei Managern und Führungskräften in der Wirtschaft kaum anders. In beiden Fällen geht es natürlich um die Inhalte. Allerdings ist es unsere Aufgabe, den Blick auf die Inhalte und Botschaften zu lenken. Nehmen wir einen Extremfall: Wenn Sie in eine Verhandlung gehen und einen nervösen Eindruck machen und sich ständig verheddern – wie wollen Sie dann jemanden von Ihren Botschaften überzeugen?

Die Überzeugungskraft in Verhandlungen, Präsentationen und wichtigen Gesprächen ist eben nicht nur eine Frage von Inhalten, sondern auch eine Frage der Glaubwürdigkeit. Und ein Mensch, der souverän auftritt, der authentisch wirkt, seine Argumente und Ansichten überzeugend vertreten und gut strukturiert vorbringen kann, ist natürlich weitaus glaubwürdiger als derjenige, der sich völlig verzettelt.

Oft geht es ja um wichtige Entscheidungen mit einiger Tragweite. In diesen Fällen werden Sie sich den Standpunkten, Vorschlägen und Ideen Ihres Gesprächspartners nur anschließen, wenn Sie ihm Glauben schenken und seinen Aussagen, seiner Kompetenz und seinen Argumenten vertrauen. Ein souveränes Auftreten ist in solchen Situationen daher entscheidend.

„Über allem stehend“, lautet die wörtliche Übersetzung von Souverän. Ist dies letztendlich das Ergebnis von tiefster, innerer Überzeugung oder vielmehr von perfekter Selbstinszenierung?

Stéphane Etrillard:

In dieser Übersetzung schwingt noch die ursprüngliche Verwendung des Begriffes zur Beschreibung des Inhabers der Staatsgewalt mit – früher war der König der Souverän, heute ist es das Volk. Die persönliche Souveränität ist etwas anderes, wobei es natürlich Parallelen gibt: In beiden Fällen geht es darum, Interessen zu vertreten – die eines Staates oder eben die eines Menschen. Souveränität, wie ich sie verstehe, bedeutet, dass ich in der Lage bin, meine eigenen Interessen zielgerichtet zu vertreten. Dabei stehe ich nicht über anderen oder gar über allen, im Gegenteil: Die eigenen Interessen zu vertreten ist eine wichtige Fähigkeit, die über unseren persönlichen Erfolg entscheidet.

Wenn Interessenkonflikte auftreten, nutzen eine souveräne Persönlichkeit, diplomatisches Geschick und eine gekonnte Kommunikation mitsamt überzeugenden Argumenten, um andere mit ins Boot zu holen. Gleichzeitig kann es sehr hilfreich sein, auch für die Argumente von anderen ein offenes Ohr zu haben. Denn längst nicht immer ist die eigene Vorgehensweise die beste. Und wir machen uns vieles einfacher, wenn wir uns das Wissen anderer Menschen zunutze machen und von ihnen lernen. Dabei brauchen wir unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, darum geht es nicht. Souverän aufzutreten heißt auch, die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse nicht zu verstecken, sondern gezielt einzusetzen und andere darauf aufmerksam zu machen.

In Ihren Seminaren trainieren Sie unter anderem gezielt die dialektischen und rhetorischen Fähigkeiten der Teilnehmer. Was gehört noch zu dem Programm, um die positive und überzeugende Wirkung ihrer Auftritte nachhaltig zu stärken?

Stéphane Etrillard:

Ein wesentlicher Teil betrifft die Überzeugungspsychologie. Denn im Beruf kommt es immer wieder darauf an, andere Menschen von den eigenen Ideen und Vorschlägen überzeugen zu können, sodass sie sich motiviert für bestimmte Zielsetzungen einsetzen. Die persönliche Überzeugungskraft zu stärken, ist daher sehr wichtig. Es geht darum, ein Bewusstsein für unsere Kommunikation zu schaffen. In diesem Bereich lässt sich durch gezielte Verbesserung sehr viel erreichen.

Wenn ich lerne, die Beweggründe anderer Menschen zu verstehen, kann ich viel besser auf ihre Bedürfnisse eingehen. Und ganz an den Bedürfnissen der Menschen vorbei kann ich niemanden dauerhaft von einer Sache überzeugen. Diese Elemente sind daher ein Kern meiner Arbeit. Dazu zählt auch der gezielte Einsatz der Körpersprache.

Die Sprache unseres Körpers wird immer, ob wir es wollen oder nicht, von unseren Gesprächspartnern wahrgenommen und interpretiert. Deshalb ist es hilfreich, auch für diesen Teil der Sprache ein Bewusstsein zu schaffen, sodass wir schließlich mit Worten, Mimik und Gestik eine Sprache sprechen – was natürlich viel überzeugende ist als widersprüchliche Botschaften.

Welchen Einfluss haben das Alter, die soziale Herkunft und die Bildung eines Menschen? Kann grundsätzlich jeder Souveränität erlangen?

Stéphane Etrillard:

Ich betrachte Souveränität nicht als eine Frage der Herkunft, Bildung oder des Alters. Natürlich kann eine gute Bildung zur Selbstsicherheit beitragen, nur ist das dann noch lange nicht Souveränität. Souveränität ergibt sich aus der eigenen Persönlichkeit – und alles, was es braucht, um persönlich souveräner aufzutreten, ist letztlich erlernbar. Entscheidend ist, ob wir unsere Persönlichkeit tatsächlich in die entsprechende Richtung entwickeln wollen und die erforderliche Beharrlichkeit aufbringen. Bei dem einen Menschen dauert es dann etwas länger, bis sich die gewünschten Erfolge zeigen, der andere wird schon nach kurzer Zeit sein Potenzial entdecken.

Zwischen Souveränität und Überheblichkeit besteht oft nur ein schmaler Grat. Wie lauten Ihre Empfehlungen dahingehend, was man unbedingt vermeiden sollte?

Stéphane Etrillard:

Hier will ich bewusst widersprechen. Souveränität ist etwas völlig anderes als Überheblichkeit. Ich behaupte sogar, dass Überheblichkeit genau das ist, was es unbedingt zu vermeiden gilt, wenn persönliche Souveränität das Ziel ist. Es geht nicht darum, sich über andere zu erheben oder sich ihnen überlegen zu fühlen. Echte souveräne Persönlichkeiten haben genau das nicht nötig. Sie wissen, was sie können und kennen ihre Fähigkeiten, ihnen ist zugleich bewusst, wo ihre Mankos sind. Und es geht ja nicht darum, perfekt zu sein – was ohnehin illusionär wäre.

Souveränität erfordert Mut und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst – und anderen. Wir brauchen Mut, um uns mit unserer innersten Persönlichkeit zu befassen, und die Ehrlichkeit, eigene Schwächen zuzulassen. Jeder Mensch hat auch Schwachpunkte, daran ist zunächst überhaupt nichts Schlechtes. Der Überhebliche wird diese Mankos weder gegenüber sich selbst noch gegenüber anderen eingestehen. Eine souveräne Persönlichkeit weiß dagegen ganz genau, an welchen Stellen ihm andere überlegen sind.

Nur wird er das nicht vertuschen, sondern sowohl sich als auch anderen gegenüber offen eingestehen. Das ist nebenbei übrigens auch viel sympathischer als ein Mensch, der jeden Fehler per se von sich weist oder gar anderen in die Schuhe schiebt. Wenn Sie auf einen arroganten, überheblichen Menschen treffen, können Sie jedenfalls sicher sein, dass es sich hier um keine souveräne Persönlichkeit handelt.

Sie arbeiten seit nunmehr 24 Jahren in Deutschland. Reiben Sie sich noch manchmal an der deutschen Mentalität?

Stéphane Etrillard:

Immer weniger, ist wohl die ehrlichste Antwort. Bei zwei oder drei Punkten habe ich allerdings noch immer meine Schwierigkeiten. Das Aufstellen und Befolgen starrer Regeln, wie es in Deutschland manchmal üblich ist, behagt mir nicht. Es gibt, auch im Beruf, immer wieder Situationen, in denen das Handeln nach Norm nicht zum Ziel führt. Manchmal ist es hilfreicher, auch einmal unorthodoxe Wege zu gehen. Dadurch erhalten wir zugleich unsere geistige Flexibilität und bleiben dem Neuen gegenüber aufgeschlossen. – Woran ich mich ebenfalls nicht gewöhnen kann, das sind lange, unnötige Diskussionen über Kleinigkeiten.

Obwohl, oder gerade weil Kommunikation und Rhetorik die Themen sind, mit denen ich mich seit Jahren intensiv befasse, gibt es doch Momente, wo handeln statt diskutieren mein Motto wären. – Als ein in Deutschland lebender Franzose sehe ich jedoch vor allem die positiven Seiten: Ich empfinde es als angenehm, dass Absprachen in Deutschland eingehalten werden. Wenn eine Vereinbarung getroffen wurde, dann gilt sie. Nicht nur im beruflichen Bereich macht dies das Leben oft leichter.

Sie waren immer sehr innovativ und gelten als beinahe unermüdlich. Was beschäftigt Sie zurzeit und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Stéphane Etrillard:

Mir ist es ein echtes Anliegen, dass jeder Mensch mehr Verantwortung für sich selbst und die eigene Zukunft übernimmt. Wer beispielsweise als Angestellter mit seiner Arbeit unzufrieden ist, sagt vielleicht, dass ihm die richtigen Möglichkeiten nicht gegeben sind, dass andere bevorzugt wurden oder die Rahmenbedingungen einfach nicht stimmen. Das alles kann zutreffen, doch steckt dahinter vielfach die Mentalität, dass der Arbeitgeber in der Pflicht steht, einfach für alles zu sorgen. Ich möchte die Menschen ermutigen, mehr in Eigenverantwortung zu handeln und die bestehenden Möglichkeiten gezielt zu nutzen.

Dazu gehört auch, zu vermitteln, wie man seine Talente entfalten und besser auf sich selbst aufmerksam machen kann. Momentan habe ich verschiedene Pläne, solche Themen noch stärker anzusprechen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. – Mein zweites Ziel ist etwas persönlicher: Mir ist schon lange bewusst, wie wichtig es für jeden Menschen ist, immer wieder hinzuzulernen. Vor vier Jahren habe ich mit dem Klavierspielen begonnen. Das hat mir den Blick auf das Thema Lernen nochmals geschärft.

Diese Erfahrung zeigt mir seitdem jeden Tag erneut, dass das Lernen eine lebenslange Aufgabe ist. Das Lernen mitsamt der Möglichkeit, ständig Neues zu entdecken und auch Neues über uns selbst zu erfahren, ist ein lebenslanger Prozess. Und jeder hat die Möglichkeit, seinen Horizont geradezu unbegrenzt zu erweitern. Das schützt nicht nur vor fader Eintönigkeit, sondern weckt auch unseren Geist und hält uns in Bewegung. Es spricht also vieles dafür, neugierig und wissensdurstig zu bleiben.

Tipp

Warum wir uns Geschichten merken, aber Zahlen vergessen

Jedes Mal wenn wir eine gute Story lesen, sind wir hoch konzentriert.

Erzählen Sie mir Ihre Geschichte

Vielen Dank für das Interview Herr Etrillard!