Thomas Hippe alias Jazzy-T

Thomas Hippe alias Jazzy-T

Blues Harp Thomas Hippe
Inhaber


Weg von der Norm, aufbrechen von Dogmen, das Beschreiten eigener Wege. Thomas Hippe alias Jazzy-T

Die große Show ist nicht sein Ding. Seinen Unterricht hält er auch schon mal im Keller eines Einfamilienhauses. Aber: Wer Blues Harp lernen will, ist bei Thomas Hippe goldrichtig. Der Wahl-Münchner, mit ostwestfälischen Wurzeln, spielt und unterrichtet seit über zwei Jahrzehnten seinen ganz persönlichen Mundharmonika– Stil. Dieser ist sicherlich auch vom Spiel auf dem Saxophon beeinflusst. Ein weiteres Instrument, das Thomas Hippe beherrscht. Marius Müller–Westernhagen, Bob Dylan, Mick Jagger, Bruce Springsteen, Dan Aycroyd und sehr viele andere berühmte Showgrößen spielen die „Harfe“. Sie vermag weit mehr, als nur lauschige Lagerfeuer–Romantik hervorzubringen. Trotzdem leidet sie etwas unter dem Schattendasein eines chronisch unterschätzten Instruments. Aber das Harp–Gewitter von Chris Kramer im Zusammenspiel mit Peter Maffay, die Auftritte des fast schon schüchternen „Supertalents“ Michael Hirte oder der melodische Sound von „ Klingande – Riva“ lenken derzeit immer öfter die Aufmerksamkeit des Publikums auf einen klanggewaltigen Zwerg unter den Instrumenten. Zu Recht.

Thomas, Du spielst seit vielen Jahren Mundharmonika. Was fasziniert Dich bis heute daran, wie fing alles an und wohin hat sich Dein Spiel entwickelt?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Angefangen hat alles damit, dass ich bei einem befreundeten Jazzgitarristen eine Blues Harp und ein Lehrbuch dazu gesehen habe. Ich bat ihn, mir auch so etwas zu besorgen und habe versucht, mit dem Lehrbuch zu arbeiten, was kläglich scheiterte. Bei meinem Freund lief es genauso, nur mit dem Unterschied, dass er aufgehört hat und ich mit VHS Kursen weitergemacht habe. Den Aufbaukurs habe ich bei meinem damaligen Dozenten viermal besucht, da es damals in München keine weiteren Kursangebote gab und ich aber an dem Instrument dranbleiben wollte. Den Durchbruch zum Üben weiterer Techniken habe ich bei einem viertägigen Workshop in Salzgitter erlangt. Hier hat mir Lars-Luis Linek, für mich einer der 10 besten Harp Spieler der Welt, all die Themen aufgezeigt, die ich noch verbessern konnte. Er hat mir einen Quantensprung beim Üben und damit für mein Spiel verschafft.

Durch das Erlernen des Alt Saxophons bei einer Klassikerin habe ich enorm viel in Sachen Tonbildung, Präzision und Übungsstrategien gelernt. All diese für das Spiel auf Blasinstrumenten extrem wichtigen Themen habe ich auf die Blues Harp adaptiert und konnte mich dadurch an diesem Instrument extrem gut selber weiterentwickeln.

Die Blues Harp ist durch ihre vielfältigen Möglichkeiten für mich immer noch interessant und faszinierend. Mit ihr kann man harmonische Konstruktionen spielen, die bei anderen Blasinstrumenten schlicht unmöglich sind: Intervalle und Akkorde im Wechsel mit dem Einzeltonspiel. Dadurch ergeben sich unendlich viele Möglichkeiten, das Spiel zu variieren. Zudem ist der Sound des Instruments gerade bei dissonanten Tonkombinationen unerreicht. Elektrisch verstärkt, mit einem leichten Hall unterlegt, wird das zu einem wahren Feuerwerk.

Mein Spiel orientiert sich eher an Pianisten und Gitarristen, als an Blues Harp Spielern. Ich bin ein absoluter Fan von Jazz Musik und daher kein Freund von reinem Einzeltonspiel. Warum nicht Akkorde und Intervalle integrieren? Was spricht dagegen, die Töne bis zum Exzess auszuloten und sowohl die harmonisch klingenden Elemente, wie die dissonanten ins Spiel zu integrieren? Jazz bedeutet musikalische Freiheit in jedweder Hinsicht. Weg von der Norm, aufbrechen von Dogmen, das Beschreiten eigener Wege. Das entspricht meinem Naturell in jeder Hinsicht und genau das kann ich auf der Blues Harp so umsetzen, wie ich es will.

Ich zelebriere beim Spiel sehr stark die Tonformung im Kontext mit dem Einzelton-, Akkord- und Intervallspiel. Reines Einzeltonspiel ist bei mir eher ungewöhnlich. Ich versuche Klangteppiche durch Tonkombinationen und Tonformungen zu schaffen. Dabei spiele ich am liebsten schnell, laut, energetisch. Hier merkt man sofort, dass ich im Jazz den alten Bebop Stil sehr schätze, der erste wirkliche Befreiungsschlag im Jazz gegenüber allen anderen Musikstilen.

Welchen Stellenwert hat(te) die Mundharmonika rückblickend und gegenwärtig in der Musikwelt?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Bis in die 70er Jahre hinein war die Blues Harp die Mutter jeder Blues Band. Eine Formation ohne die Harp war kaum vorstellbar. Das hat sich im Laufe der Zeit gewandelt und die Harp wurde immer weniger in Bands eingesetzt. Das lag sicher auch daran, dass viele der Ansicht waren, das Instrument ist klein und kann daher nicht viel bieten, außer als Kinderinstrument.

Inzwischen wird das Instrument wieder öfter eingesetzt als man annehmen würde. Ob Filmmusik, Werbung oder Popmusik, die Harp ist wieder im Kommen und sorgt auch bei Konzerten für Erstaunen im Publikum, denn niemand würde eine derartige Klangfülle bei so einem kleinen Instrument erwarten.

Wer kommt mit welchen Zielen als Schüler(in) zu Dir und welche Unterrichtsformen bietest Du an?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Die Hauptklientel bei mir ist zwischen 40 und 70 Jahre alt. Aber auch die jüngere Generation ab Mitte 20 kommt immer mehr in die Kurse. Das Ziel der meisten ist es, mit einem kleinen Instrument überall Lieder spielen zu können. Ob auf einer Almhütte, beim Lagerfeuer oder im Urlaub.

Ich biete verschiedene Kursmodule an, um die unterschiedlichen Fertigkeiten abdecken zu können:

– Grundkurse zum Erlernen

– der wesentlichen Techniken wie Ansatz und Tonformung

– des schnellen und effizienten Übens von Songs und Übungslinien

– Aufbaukurse

– zum Vertiefen des im Grundkurs erlernten

– zum Erlernen neuer Techniken

– zum Heranführen an das Blues Spiel

– wie kann ich zu einer Musikaufnahme mit der Harp dazu spielen

Hierzu biete ich Kurse bei Volkshochschulen und Musikschulen an. Ob Tageskurse oder mehrtägige Kurse, die über 4 bis 8 Wochen laufen, für jeden gibt es ein passendes Angebot. Zudem biete ich die Möglichkeit, bei mir Einzelunterricht zu nehmen und dies auch über Skype.

Was macht letztendlich einen guten Musiker aus? Ist es die perfekte Beherrschung der Musiktheorie oder ...?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Ein guter Musiker sprengt Konventionen, versucht alle Möglichkeiten, die das Instrument bietet, 100%ig auszuloten. Er erzählt beim Musizieren eine fesselnde Geschichte und kann dadurch das Publikum in seinen Bann ziehen.

Musiktheorie dient als Werkzeug zur Verbesserung des Spiels beim Ausloten der spieltechnischen Möglichkeiten wie z.B. bei einer Improvisation und dem Verstehen harmonischer Zusammenhänge. Sie ist nicht dazu geeignet, dem Musiker zu zeigen, wie man Emotionen im Spiel abbilden kann und interessant spielt.

Ein guter Musiker sollte nicht darauf bedacht sein, der Masse zu gefallen, sondern seinen eigenen Weg beschreiten, alte Normen verlassen, neues kreieren, sich von anderen beim Ausdruck im Spiel abheben. Nur so kann ein Musiker schon beim Erklingen der ersten Töne sofort von anderen unterschieden werden.

Die Beherrschung von Spieltechniken ist eine Seite der Perfektion. Die Kombination der Techniken mit dem Ausdruck im Ton und das verlassen von Konventionen dagegen alles. Ansonsten bleibt man nur statisch im Mainstream stecken und wird sich nicht von anderen Abheben können.

Wie wichtig sind für Dich die Fehler im Spiel?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Sie können völlig neue Dimensionen eröffnen. Wenn Fehler immer gleich korrigiert werden, verliert man schnell die Fähigkeit, sein Gehör auf andere Tonkombinationen und Nebengeräusche zu schulen, die ggf. später bewusst ins Spiel integriert werden könnten, um es noch facettenreicher zu gestalten. Daher ist es für das individuelle Spiel aus meiner Sicht wichtig, diese vermeintlichen Fehler separat zu üben, so sie einem gefallen. Das schafft wieder weitere Variationsmöglichkeiten.

Es wäre fatal, Fehler nur als Fehler zu sehen. Mein Ansatz ist, Fehler zuzulassen und als solche zu akzeptieren. Ganz wichtig ist natürlich die absolute Präzision in der eigentlichen Übung. Daher ist es sinnvoll, jede Übung und jedes Stück erst mit allen Fehlern durchzuspielen. Dies fördert die Stabilität im Spiel, vor allem in Stresssituation beim Vorspiel und die Übungsmotivation bleibt auf einem hohen Niveau. Im Nachgang wird jetzt erst jeder einzelne Fehler korrigiert, so dass die Übung perfekt gespielt werden kann. Nun können die Fehler, die einem gefallen haben, bewusst geübt werden.

Fehler sind der Schlüssel zum detailverliebten Üben. Denn jetzt wird das Problem analysiert und in jeder Phase optimiert, so dass man dann mit einer ungeahnten Perfektion wie ein Phönix aus der Asche wieder aufsteigt. Wenn keine Fehler auftreten, werden viele wichtige Themen einfach übersehen, da man ja meint, es läuft.

Nur ein Fehler ist fatal:

Wenn man der Meinung ist, das Spiel klingt richtig gut, ohne dies durch mehrfaches Aufnehmen des Spiels zu überprüfen und dadurch die Gewissheit zu haben, dass wirklich alles hervorragend läuft: Die Spieltechnik muss in Kombination mit der Tonformung einen spannenden Vortrag ergeben. Es ist so, als wenn man eine Geschichte erzählt, die das Publikum fesseln soll. Töne um der Töne willen zu spielen ist banal. Töne um des Ausdrucks willen zu spielen alles.

Meist möchten Menschen möglichst viel in kürzester Zeit lernen. Gibt es aus Deiner Sicht eine Effizienz des Lernens?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Der Lernprozess ist sehr individuell. Bei der persönlichen Effizienz ist es entscheidend, dass man seinen Lerntyp kennt. Wenn das der Fall ist, geht das Lernen sehr schnell und tatsächlich auch effizient vonstatten. In der Regel kennt man aber seine individuelle Vorgehensweise beim Lernen nicht und das behindert natürlich das Vorankommen in den Übungen. Hier zwei Beispiele:

Der Rennpferd Typus:

Er will immer schnell die Übungen abarbeiten und Erfolge sehen. Das ist in Bezug auf die Perfektion in der Übung mit all seinen Schattierungen suboptimal. Der Übende ist schnell der Ansicht, dass die Übungen funktionieren. Die Übungen sollen aber nicht nur funktionieren, sondern im Kontext mit anderen Techniken den Vortrag zu einem Erlebnis werden lassen. Aus diesem Grund ist dringend angeraten, jede Übung erst einmal extrem langsam, mit einer absoluten Präzision zu erarbeiten, um Geschwindigkeiten sukzessive mit eben dieser Präzision zu steigern.

Der langsame Typus:

Wenn jemand langsam vorankommt, ist das für die Übung eher förderlich, da die Details intensiver betrachtet werden und man dann mit einer hervorragenden Präzision aus der Übung hervorgeht. Der Problempunkt ist, dass die Motivation dabei oft leidet, denn es soll ja doch möglichst schnell und schön z.B. ein Song gespielt werden. Da beginnt der Fehler: Details werden nicht mit der notwendigen Sorgfalt geübt und das Ergebnis klingt eher fade, lustlos und staubtrocken. Es fehlt die Fähigkeit, mit den Tönen eine spannende Geschichte zu erzählen.

Hinzu kommt, dass manche mit Bildern arbeiten, um sich bestimmte Themen vergegenwärtigen zu können und andere wollen ein Thema erst bis ins letzte Detail anhand theoretischer Modelle verstehen und es erst dann im nächsten Schritt in die Praxis umsetzen.

Wenn jemand sein Lernmuster kennt, gehen die Übungen erheblich leichter von der Hand und Erfolge stellen sich sehr schnell ein und das mit einer hohen Präzision.

Allgemein ist es wichtig, dass man sich für das Üben ein tägliches Zeitbudget festlegt, das realistisch ist. Dieser Zeitrahmen wird jetzt mit einzelnen Übungen ausgefüllt. D.h., eine gewisse Disziplinierung beim Üben ist in jedem Fall elementar und hilft, die Effizienz noch mehr zu steigern.

Das tonale Universum auf der Mundharmonika. Was verstehst Du darunter und welche Schritte sind dazu notwendig?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Dieses Thema bezieht sich auf die Fähigkeit, den Tönen eine Farbe zu geben, Emotionen und Stimmungen in das Spiel zu integrieren. Es ist die mit Abstand schwierigste Aufgabe eines Musikers, um sein Instrument wirklich zum Leben zu erwecken.

Hierzu muss der Spieler die Töne auf seinem Instrument und alle akustischen Effekte einzeln und in der Kombination perfekt beherrschen. Nur so ist es möglich, aus z.B. nur einem Ton eine schier unendliche Vielfalt an Variationen herauszuholen. Hinzu kommt noch die Fähigkeit, mit der Dynamik zu spielen, also mit Laut und Leise.

Hierzu ein Beispiel:

  • Wird ein Ton gespielt, muss er glasklar und mit voller Strahlkraft erklingen, ohne jegliche Nebengeräusche.
  • Während der perfekte Ton erklingt, wird nun über die Bewegung von Unterkiefer und Zunge eine massive Veränderung im Klang erzeugt
  • Durch das hinzuziehen von öffnen und schließen der Handhaltung wird die Veränderung im Klang noch einmal extrem verstärkt

So kann ein Spieler immer mehr seinen Sound verfeinern, je nach Bedarf und Geschmack.

Musizieren ist auch immer das Erzählen einer „Geschichte“. Was gehört zu einer fesselnden Geschichte unbedingt dazu?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Wenn man einem Kind vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählt, muss es so gebannt zuhören, dass es darüber einschläft. Das schafft man über die Erfahrung beim Sprechen mit Betonungen, Verändern der Tonlage und der Geschwindigkeiten beim Lesen sowie dem Einbringen von Laut und Leise.

Bei einem Instrument können wir all diese Themen ebenfalls hervorragend abbilden. Blasinstrumente sind hierzu geradezu prädestiniert. Denn wir erzeugen die Töne hier wie beim Sprechen auch mit dem Atem.

Eine Grundvoraussetzung hierfür ist die Beherrschung der Möglichkeiten zur Veränderung des Klanges bei jedem einzelnen Ton und damit der akustischen Effekte.

Thema: Das Spiel nach Noten. Nur ein Mittel zum Zweck? Welche Einstellung hast Du dazu?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Das Spiel nach Noten ist zum Üben zweifelsfrei sinnvoll. Es ist ein Rahmen, an dem man sich erst einmal perfekt orientieren kann, um Themen wie Rhythmik und Handling mit absoluter Präzision zu üben.

Eine wirklich gute Interpretation von vorgelegten Notenblättern in Form von Songs etc. ist aber nur dann möglich, wenn man sich von diesem Rahmen entfernen kann. Hierzu ist es optimal, wenn im Notenblatt hinterlegte Regularien in Frage gestellt werden:

  • Als erstes sollte die Notenvorlage auswendig gespielt werden können
  • Der nächste Schritt wäre, rhythmische Muster in Frage zu stellen und eine eigene Interpretation zu kreieren, gerade so, wie es vom Spieler bei diesem Stück in diesem Moment empfunden wird. D.h. wo Pausen sind, kann man Noten spielen, wo Noten länger zu halten sind, kann man mehr Noten reinspielen oder Pausen platzieren.
  • Eventuell vorgegebene Geschwindigkeiten sind ebenfalls in Frage zu stellen und zu verändern, je nach Geschmack.
  • Warum zwingend die im Notenblatt hinterlegten Töne verwenden. Warum nicht andere Töne hinzuziehen und vorgegebene Töne weglassen.

Noten sind für mich zum Erlernen von einem Instrument – außer bei der Blues Harp – beim Üben unabdingbar. Denn nur so kann ich absolute Präzision erlernen.

Bei der Blues Harp werden allerdings andere Maßstäbe angesetzt, da man ansonsten die Tonbelegung von 12 bzw. 24 verschiedenen Instrumenten kennen müsste, was schlicht nicht notwendig ist. Das Schöne ist, dass es für jede Dur- und Molltonart eine eigene Harp gibt. Daher braucht der Blues Harp Spieler nur zum richtig gestimmten Instrument zu greifen und es wird passen. Daher kann die Kenntnis über Musiktheorie hier in einem sehr überschaubaren Rahmen bleiben.

Noten schaffen einen Rahmen zur Orientierung, sie sind aber letztlich nicht mehr als ein Gerüst.

Ich halte ein Fixiert sein auf das Notenblatt bei einem musikalischen Vortrag für absolut kontraproduktiv, denn dadurch hält man sich stoisch an Vorgaben, die eigene Kreativität geht total verloren und jeder Ansatz für eine Interpretation wird im Keim erstickt.

Die Freiheit der individuellen Interpretation gedeiht nur durch das immer wieder in Frage stellen von Vorgaben.

Nicht ganz unwichtig: Der entspannte Vortrag vor Publikum. Wie kann Lampenfieber zu einem geradezu tollen Gefühl werden?

Thomas Hippe alias Jazzy-T:

Am Anfang ist jeder Vortrag vor einem Publikum eine schweißtreibende Herausforderung. Hinzu kommt noch die Frage, ob das vorzutragende Thema  sicher beherrscht wird. Jede Unsicherheit führt zu erheblichen Problemen sich vor einem Publikum frei und entspannt zu bewegen.

Um diese Problemfelder in den Griff zu bekommen, ist es bereits beim Üben wichtig zu lernen, mit Fehlern umzugehen, sie zu akzeptieren und zu wissen, wie man schnell korrigieren bzw. trotz eines Fehlers weiterspielen kann. Damit wird bereits ein hohes Maß an Stressresistenz erzeugt.

Ich halte es auch für extrem wichtig, sich von dem Gedanken zu lösen, es könnte jemand beim Spielen zuhören und die Fehler mitbekommen. Denn dann spielt man gerne leiser, damit niemand die Qualen des Übens mitbekommt, es ist aber wichtig auch laut zu üben. In diesen Momenten wäre es ideal den zu Versuch zu starten, trotz der inneren Blockade in der normalen Lautstärke weiter zu üben. Denn jeder hat mal angefangen und weiß nur zur gut, wie schwierig es ist, etwas Neues zu beginnen. Dazu gehört viel Mut, aber das sind wichtige Schritte für ein freieres, besseres Spiel.

Sehr hilfreich war es für mich, Fehler bei Spitzenspielern zu hören. Frei nach dem Motto, wenn die High End Spieler Fehler machen können, kann ich es doch auch.

Durch das Freischwimmen von den Gedanken, es könnte jemand das eigene Spiel nicht gut finden und den Eindruck gewinnen, man kann ja sowieso nichts auf dem Instrument, ist man erst in der Lage langsam, Stück für Stück immer entspannter zu werden, wenn es um das Präsentieren vor Publikum geht.

Ich hatte erst nach ca. 50 Auftritten eine gewisse Sicherheit auf der Bühne, nach 100 Auftritten ging alles schon sehr locker vonstatten und dann wurde es immer entspannter. Die Erfahrung hat bei mir gezeigt, dass man auch vor hunderten von Zuschauern enorm viel Spaß am Vortrag haben kann, wenn man sich eines verinnerlicht hat: Du gibst bei einem Auftritt das Beste, das Du in diesem Moment leisten kannst. Mehr geht nicht.

Vielen Dank für das Interview an Thomas Hippe alias Jazzy-T. Eine Kurzbiografie von ihm selbst: Die Blues Harp spiele ich seit etwa 23 Jahren und sammelte hiermit vor 20 Jahren die ersten Erfahrungen auf der Bühne. Ursprünglich habe ich E-Gitarre im Blues/Jazz, Alt Saxophon in der Klassik und ein wenig Klavier in der Jugend gelernt. Wie viele andere auch, bin ich durch einen Zufall auf die Blues Harp und das Unterrichten gekommen und es macht mir immer noch sehr viel Spaß.