Thomas Konnopka

Thomas Konnopka

BGM2.0-Systemhaus
Inhaber


I want to make a dent in the universeSteve Jobs

Ob DAX notiertes Großunternehmen oder KMU. Wenn Thomas Konnopka zum Gespräch gebeten wird, geht es immer um ein Thema: Gesundheitsmanagement. Immer öfter rufen Firmen Ihre Mitarbeiter dazu auf, mehr auf die eigene Fitness und Gesundheit zu achten. Aus gutem Grund. Gesunde Mitarbeiter gelten und dies ist nachvollziehbar, als leistungsfähiger. Und sie sind nachweislich deutlich weniger krank. Doch belassen es viele Unternehmen nicht bei einem Apell. Mit Gesundheitsapps und firmeneigenen Fitnesscentern werden entsprechende Angebote gemacht. Nicht ganz ohne Eigennutz. Längst ist Gesundheitsmanagement zur Chefsache und einem starken Recruiting Faktor geworden.

Herr Konnopka, Sie bezeichnen sich selbst auch als Gesundheitsmakler. Wie haben Sie sich dafür qualifiziert und welche Aufgaben haben Sie zu lösen?

Thomas Konnopka:

Ich habe vor vielen Jahren einmal das Studium zum Diplomsportlehrer an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig, der damaligen „Kaderschmiede“ des DDR-Leistungssports absolviert. In den Wendejahren musste ich schnell erfahren, dass das bundesdeutsche Leistungssportsystem anders aufgestellt war, Sport – insbesondere Leistungssport nicht die gesellschaftliche Anerkennung wie in der ehemaligen DDR zuteil wurde.

Ich habe mich dann sehr schnell für eine Qualifizierung zum Sporttherapeuten am Institut der deutschen Wirtschaft und der Sporthochschule in Köln entschieden. „Gesundheitssport & Sporttherapie“ habe ich mir fortan auf die Fahnen geschrieben. 1993 konnte ich dann schon sehr früh mein erstes Projekt zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement bei der Stadt Lüneburg umsetzen. Seit dem habe ich in mehr als 100 Gesundheitsprojekten meine Expertenrolle ausgefüllt.

Jedes neue Projekt war und ist anders gelagert, aber alle verbindet das eine Ziel: In Betrieben, Behörden, Institutionen und Krankenhäusern eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur zu etablieren. Da stößt man schon mal auf Protagonisten mit sehr unterschiedlichen Zielstellungen. Die gilt es als erstes zusammenzuführen, den Weg für ein vertrauensvolles Miteinander zu bahnen.

Ich erinnere mich an ein Krankenhausprojekt, wo die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseiten sehr verhärtet waren. Hier konnte ich erst nach intensiven Einzelgesprächen mit der Klinikleitung und dem Betriebsrat ein BGM-Projekt starten und positiv begleiten.

Nur wer sich wohl fühlt und fit ist, gibt sein Bestes?

Thomas Konnopka:

Richtig, nur wer motiviert, gesund und leistungsfähig ist wird die komplexen Fragestellung im Berufsalltag, in der Familie und im Privatleben meistern können. Stichwort Gesundheitskompetenz.

Der Slogan: „Steh auf und mach es einfach!“ dreht sich schnell ins Negative, wenn Gesundheitsprojekte aus dem Hut gezaubert werden, die der Befriedung des „Unternehmer-Egos“ dienen oder Mitarbeitervertretungen sich in Gesundheitsprojekten sonnen wollen.

Warum? Ein Beispiel: Ich habe Unternehmer getroffen die mit dem obligatorischen, jährlichen Gesundheitstag meinen, ihrer gesundheitlichen Verantwortung gerecht zu werden. Noch krasser. Ich habe erst vor einigen Wochen einen  Gesundheitsmanager einer großen Stadtverwaltung kennengelernt, der 2 Jahre Zeit bekommen hat ein Konzept zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement zu entwickeln.

Direkte Maßnahmen für die Mitarbeiter in diesem Zeitraum = Fehlanzeige. Die Stelle des Gesundheitsmanager ist nach den 2 Jahren auch noch nicht gesichert. Der ROI müsse erst nachgewiesen werden. Ich frage mich an Hand welcher Kennzahlen?

Wie ist es um die Work-Life-Balance in vielen Unternehmen aktuell noch bestellt?

Thomas Konnopka:

WLB hängt oft von der Größe, der Branche, der Unternehmens- und Führungskultur und den Wettbewerbsbedingungen ab.
Global Player stellen sich mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit (Familie) professionell auf. Sie bieten ihren gemischten Belegschaften ein ganzes Bündel an Gesundheitsangeboten an. Von der gesunden, frischen Kantinenverpflegung, über Betriebskindergärten, jährlichen Gesundheitschecks bis hin zu Maßnahmen für pflegende Angehörige.

Aber auch im Mittelstand werden im „War of Talent“ Wohlfühloasen für die Beschäftigten geschaffen. Ein kleines IT-Unternehmen (30 Entwickler) biete seinen Mitarbeitern 3x wöchentlich einen frisch zubereiteten Mittagstisch an, 1x im Monat kommt ein Masseur, Arbeitszeit und Arbeitsort können flexibel gewählt werden.

In der verarbeitenden Industrie sehe ich allerdings noch sehr viel Luft nach oben. Hier steht der Mensch noch nicht im Mittelpunkt, wenn es um Gesundheits- und Arbeitsschutz sowie Betrieblicher Gesundheitsförderung geht.

Hat das neu erwachte Bewusstsein der Manager, für die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter, auch etwas mit einem Wertewandel der nachrückenden Generation zu tun?

Thomas Konnopka:

Ich glaube an dieser Stelle sollte man als erstes den demografischen Faktor nennen. Fachkräfte werden mittlerweile wie Edelmetall ge- und behandelt. Der Ausfall dieser Leistungsträger schlägt sich logischer Weise auf die Produktivität aus. Manager handeln also nicht (ausschließlich) aus ethischen Gründen sondern aus rein ökonomischen Gründen.

Als zweites würde ich das Heiligtum „Wissenskultur“ aufzählen. Ältere müssen motiviert werden, ihr Wissen weiterzugeben, Jüngere müssen motiviert werden, das Wissen der Älteren aufzunehmen. Unternehmer stehen oft vor diesem Spagat.

Als drittes sei die sogenannte Generation Y genannt. Anders als die Babyboomer-Generation, bei denen die Arbeit im Vordergrund steht (Ihr Motto: „Ich lebe, um zu arbeiten“), hat sich die Generation Y davon weit entfernt. Ihr Motto: „Ich will arbeiten und leben.“ Ein „Exemplar“ wohnt noch bei mir zu Hause, meine liebe Tochter Patricia. Was konnte ich von Ihr lernen?
•    Ich arbeite weil es mir Spaß macht und will mich nicht langweilen.
•    Chefs (Vorgesetzte) stehen in der Hirachieebene auf einer Stufe, verteilen die Arbeit und coachen mich.
•    Ich möchte mein Arbeiten selbst bestimmen können, was Zeit (Vertrauensarbeitszeit) und Arbeitsort betrifft (Firma/Homeoffice/Baggersee).

Wenn man sich diese drei Faktoren anschaut, stehen die Manager auf einmal nicht mehr so positiv da denn, sie sind oft die „Getriebenen“ der gesellschaftlichen Entwicklung, dem Wertewandel in der Bevölkerung.

Richtig ist aber auch, dass sich immer mehr Manager ihrer Personalverantwortung bewusst sind und das „Gut Gesundheit“ nicht nur als strategischen Wettbewerbsvorteil erkennen, sondern sich ihrer sozialen Verantwortung für ihre Beschäftigten gerecht werden.

BGM und BGF. Was wird da oft verwechselt und was ist in der Realität überhaupt umsetzbar?

Thomas Konnopka:

Die Fragestellung gefällt mir. Häufig werde ich nur gefragt was den Unterschied zwischen BGM und BGF ausmacht. Beide Begriffe sind sehr leicht auseinander zu halten.

BGF =  Mit dem Begriff Betriebliche Gesundheitsförderung bezeichnet man alle Maßnahmen und Aktivitäten die das konkrete Verhalten von Beschäftigten ändert und die Gesundheitskompetenz steigert. Beispiel: Workshop/Seminar-Hebe und Tragetechniken in der Pflege.

BGM = Im Betrieblichen Gesundheitsmanagement geht es immer um die nachhaltige Gestaltung und Entwicklung betrieblicher Strukturen und Prozesse, um Arbeit und Verhalten am Arbeitsplatz gesundheitsförderlich zu gestalten. Beispiel: Anschaffung von höhenverstellbaren Wickeltischen in der Pflege
Ich halte mich da eigentlich immer an die „Luxemburger Deklaration“ von 1997, übrigens einem Meilenstein auf dem Weg zu gesunden Mitarbeitern in gesunden Unternehmen:
„Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) umfasst alle gemeinsamen Maßnahmen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.“ Dabei werden insbesondere die Grundprinzipien Partizipation, Integration, Ganzheitlichkeit und Projektmanagement von BGF-Maßnahmen berücksichtigt.

Die Umsetzung von einzelnen Maßnahmen bedeutet immer „Bewegung“, auch wenn der Klassiker „Gesundheitstag“ sicher nur ein Meilenstein auf den Weg zu gesunden, motivierten und leistungsfähigen Belegschaften sein kann. Diese Kick Offs werden oft mit sehr viel Engagement und Herzblut von den Kolleginnen und Kollegen vorbereitet.

Mein Appell: Bitte weiter machen und das Thema Mitarbeitergesundheit genau den gleichen Stellwert wie Absatz und Gewinn einräumen!

Die Praxis. Welche beispielhaften Projekte, haben Sie für Unternehmen bereits umgesetzt?

Thomas Konnopka:

Vorauschicken muss ich, dass alle Projekte sehr unterschiedlich und immer im Team umgesetzt wurden. Da erinnere ich mich an das Projekt „Deka Health Center“ am Standort Frankfurt/Main. Hier galt es, gemeinsam mit dem Partner Medical Park-Kliniken, aus der Villa Seligmann ein Präventions- und Reha Zentrum zum Mittelpunkt der Betrieblichen Gesundheitsförderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DekaBank entstehen zu lassen. Ich war hier für die Refinanzierung der Krankenkasse zuständig.

Ein ganz anderes Projekt konnte ich am Gemeinschaftskrankenhaus in Witten-Herdecke begleiten. Hier waren umfangreiche Analyseprozesse (Beschäftigtenbefragung, Interviews) durchzuführen um anschließend zielgruppenspezifische Maßnahmen aufzusetzen zu können.

Welchen Problemstellungen begegnen Sie häufig? Und: Treffen Sie auch auf Widerstände?

Thomas Konnopka:

Oft sind es Kleinigkeit die Unternehmen von der Einführung von Gesundheitsmaßnahmen abhalten. Da kommt i.R. als erstes immer das Budgetthema auf den Tisch. Die Töpfe sind leer oder bereits für andere Projekte verplant. Dabei ist das Budget in der Aufbauphase meist nicht „kriegsentscheidend“. Eine „Betriebsvereinbarung  Gesundheitsförderung“ kostet nichts. Einen Gesundheitstag kann mit Hilfe der Krankenkassen, örtlicher Apotheken und anderer Gesundheitsanbieter, Fruchthof usw. ohne großen Ressourceneinsatz organisiert werden.

Als zweites kommt immer das fehlende Zeitbudget auf die Tagesordnung. Wann und wer soll das denn auch noch machen? Gesundheitsförderung ist als erstes eine Managementaufgabe, d.h. nicht, dass der Chef alles machen soll. Nein, er soll in erster Linie Verständnis für die gesundheitlichen Belange seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufbringen und eine Vorbildfunktion übernehmen. Dann ist er auch bereit sein Team für  deren gesundheitliche Belange „frei zu spielen“.

Der Einsatz von Gesundheitsapps, im Zusammenhang mit den dabei gesammelten Daten ist nicht unumstritten. Wie ist Ihre Meinung dazu? Wie können sich die Beteiligten schützen?

Thomas Konnopka:

Ich bin ein glühender Befürworter von sogenannten Wearables (Computertechnologien die man am Körper trägt z.B. Fitnessbänder & Smartwatches) und Gesundheitsapps. Der Einsatz von Gesundheitsapps im privaten Gebrauch wie aber auch in der Betrieblichen Gesundheitsförderung, eröffnet ganz neue Chancen, nicht gesundheitsaffine und technikaffine Beschäftigte aktiv an Prävention und Gesundheitskompetenz heranzuführen.

Stichwort Big Data: Da halte ich es mit der „Digitalen Selbstbestimmung“, jeder soll selbst bestimmen können was er Preis gibt und was Privat bleiben soll. Das setzt natürlich voraus, dass die Systeme diese Anforderungen auch erfüllen können, sie eine Privacy Policy besitzen. Bei deutschen Produkten ist das i.R. gut gewährleistet, schwieriger wird es mit Systemen aus der EU und insbesondere aus Übersee.

Ich kenne aber auch deutsche Anbieter die außerhalb der EU ihre Softwarelösungen entwickeln lassen und den Support betreiben. Also immer erst beim Experten nachfragen!

Gesundheitsmanagement als Recruiting Faktor. Wie ist das zu verstehen und haben Sie vielleicht ein Beispiel?

Thomas Konnopka:

In einer der vorherigen Fragen, bin ich bereits auf das Thema „War of Talent“ kurz eingegangen. Bei der Generation Y ist das Gehalt mittlerweile auf die 3. Stelle als Entscheidungskriterien für die Arbeitgeberwahl zurückgefallen. „Mir ist es wichtiger, mich selbst zu verwirklichen, als viel Geld zu verdienen.“ Nach ihrem Verständnis muss Arbeit Sinn und Spaß machen.

Deshalb nehmen sie nicht alles hin, sondern hinterfragen Aufgaben und Anweisungen. Wenn junge Leute nicht verstehen, warum sie bis Mitternacht im Büro sein sollen, lehnen sie das ab. Sie entscheiden also nicht ausschließlich nach den finanziellen Rahmenbedingungen sondern nach dem Fun-Faktor im Betrieb. Wo gibt es am meisten Spaß, wo kann ich meine Arbeitszeit frei gestalten und meine persönlichen Bedürfnisse am besten ausleben.

So wird aus der Gesundheitsförderung als ein ursprüngliches Instrument zur Senkung von Fehlzeiten plötzlich ein Entscheidungskriterium bei der Auswahl des neuen Arbeitsplatzes. Unternehmen müssen sich demnach attraktiver präsentieren. Müssen jung und innovativ wirken, ohne dabei anbiedernd zu sein.

Ab welchem Budget ist Gesundheitsmanagement nachhaltig möglich? Können Sie Ihre Leistungen den Bedürfnissen Ihrer Kunden entsprechend anpassen?

Thomas Konnopka:

Diese Frage möchte ich kurz und knackig beantworten. Bereits ab 2,-€ pro Mitarbeiter/Monat kann ein Unternehmen in die „Mission Mitarbeitergesundheit“ starten. Oft reicht es aus, den Beschäftigten das Signal zur Bereitschaft des Managements zu geben, Gesundheitsförderung im Betrieb zu etablieren.

Viele sind dann gerne bereit eigene Ressourcen (z.B. Freizeit/Selbstbeteiligung) mit einzubringen. Und dann gibt es da ja noch die Krankenkassen, die mit dem neuen Präventionsgesetzt weitere Spielräume für die Unterstützung von BGF-Maßnahmen an die Hand bekommen haben. Sprechen Sie die Kassen gezielt darauf an!

Mein Produktportfolio passt sich flexibel dem Bedarf an und kann für jeden „Budgetbeutel“, als digitales Gesundheitsprogramme angeboten werden.

Ein Unternehmen möchte das Thema Mitarbeitergesundheit ernsthaft angehen. Welche konkreten Tipps und Empfehlungen können Sie in dieser Phase geben?

Thomas Konnopka:

•    Suchen sie sich Verbündete im Unternehmen (MV, FASI, HR, BAD) und im örtlichen Umfeld (Reha Zentren, Fitnessstudios)  sowie bei den Sozialversicherungsträgern (Krankenkassen)! Nur gemeinsam werden sie diese „Mammutaufgabe“ meistern können.
•    Seien sie mit dem „Ohr an der Masse“, analysieren sie die augenblickliche Situation um die gesundheitlichen Brennpunkte im Unternehmen identifizieren zu können.
•    Binden sie von Anfang an alle Beschäftigten in ihre Überlegungen ein! Pflegen sie eine offene Gesundheitskommunikation!

Und ein letzter Tipp:
•    Lassen sie sich nicht von Rückschlägen entmutigen! Oft dauert es Jahre bis sich eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur im Betrieb etabliert hat.

ÜBER THOMAS KONNOPKA: Thomas Konnopka (geb. am 01. September in Cottbus) ist Gesundheitsberater im Bereich digitale BGM-Lösungen. Er studierte an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig Abschluss als Diplomsportlehrer und hat beim DVGS eine Zusatzausbildung zum Sporttherapeuten absolviert. Thomas Konnopka war Sachverständiger in der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) Arbeitsgruppe Muskel-Skelett-Erkrankungen.