Dr. Katrin Martin
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Dr. Katrin Martin

VDM Verlagsservicegesellschaft mbH
Geschäftsführung


Wichtig finde ich, dass Bücher Wissen und Ideen archivieren.Dr. Katrin Martin

Anna Fiedler (auch in diesem Blog mit einem Interview zu finden) machte mich vor einigen Tagen auf „bloggingbooks“ aufmerksam. Der Verlag war an sie herangetreten und hatte ihr angeboten, Artikel aus ihrem Blog als gedrucktes Buch und auch als eBook zu veröffentlichen. Gibt es gute Gründe aus einem Blog auch ein Buch zu machen? Im heutigen Interview, spreche ich mit Dr. Katrin Martin, aus der Geschäftsleitung von „bloggingbooks“, auch über diese Frage.

Frau Dr. Martin, seit wann gibt es Ihren Verlag und wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Geschäftsmodell?

Dr. Katrin Martin:

2011 hatte ich ein interessantes Gespräch mit dem Blogger und IBM Marketing Manager Stefan Pfeiffer dabei kamen wir auch auf das Thema Blogs und Bücher zu sprechen. Aus Blogs Bücher zu machen, mal den umgekehrten Weg von digital zu analog zu gehen – das fand ich interessant. Sicher ist, die Inhalte vieler Blogs überzeugen, das hat den Ausschlag gegeben mit dem Verlag zu starten. Stefan Pfeiffer wurde dann auch unser erster Autor, sein Buch „Das soziale Zeitalter: Wie soziale Medien Menschen, Politik und Unternehmen verändern“ erschien im Januar 2012.

 

Viele Blogs bieten sehr hochwertige Informationen zu den unterschiedlichsten Themen und sind damit sehr erfolgreich. Was leistet ein zusätzliches Buch, was ein Blog nicht leisten kann?

Dr. Katrin Martin:

Bücher bieten die Möglichkeit einer systematischen Momentaufnahme, das heißt Texte werden selektiert, sortiert und vom Autor kommentiert. Es ist also der Abstand zu den Texten und die damit verbundene Reflexion über seine Themen, die es ermöglichen, in einem Buch eine von dem Medium Blog unterschiedliche Dimension zu erzeugen. Dabei spielt es eben keine Rolle, ob das Buch als E-Version erscheint oder als klassisches gedrucktes Buch.

Wichtig finde ich auch, dass Bücher Wissen und Ideen archivieren. Auch wenn ein Blog nicht mehr online sein sollte, bleiben seine Inhalte weiterhin dauerhaft im Buchhandel verfügbar.

Wie kommen Sie zu einem neuen Buchprojekt und nach welche Kriterien sind für Sie bei der Auswahl entscheidend? Letztendlich geht es doch sicher auch darum, wie kommerziell erfolgreich ein neues Buch zu werden verspricht?

Dr. Katrin Martin:

In der Regel gehen wir aktiv auf die Blogger zu. Hierbei ist die Qualität der Texte entscheidend aber auch die in dem Blog besprochenen Themen. In der Regel interessieren uns Blogs, die eine individuelle Sicht auf ein Sachthema liefern. Uns sprechen hier ganz unterschiedliche Themen an, Überlegungen zu einer kommerziellen Verwertbarkeit stellen wir dabei jedoch zunächst nicht an. Mal ehrlich, wer hätte sich vor „Harry Potter“ vorstellen können, dass Erwachsene und Kinder gleichermaßen verrückt sein könnten nach Zauberergeschichten und das rund um den Globus? Was ich damit sagen möchte ist, dass es sehr schwierig ist vorauszusehen, welche Titel sich gut verkaufen und welche weniger gut. Wir haben den großen Vorteil, mit der Methode Print-To-Order zu arbeiten. Diese ermöglicht uns, genau nach den Marktbedürfnissen zu produzieren, was unser Risiko stark minimiert.

Schildern Sie doch bitte den Ablauf bis zum fertig gedruckten Blog-Buch. Welche Arbeitsschritte übernehmen Sie - und welche der Blogger?

Dr. Katrin Martin:

Es ist von Buchprojekt zu Buchprojekt sehr unterschiedlich und hängt von dem Blogger selber ab. Einige Blogger haben schon sehr präzise Vorstellungen davon, wie ihr Buch aussehen könnte. Andere benötigen unsere Hilfe und einen intensiven Austausch. Grundsätzlich sprechen wir mit den Autoren über die Auswahl der Texte, sowie über die Fragen des Aufbaus und arbeiten so eng bis zur Endversion mit dem Autor zusammen. Der Blogger kümmert sich in der Regel um die Formatierung des Manuskriptes. Jedoch bieten wir auch hier unsere Hilfe an, wenn dies notwendig sein sollte. Der Autor wählt noch ein passendes Coverbild aus einer Datenbank und übermittelt uns seine Vorschläge für den Buchtitel und den Klappentext. Wir machen das Buch dann „publikationsbereit“ und leiten dieses in unsere Vertriebskanäle.

Sie sagen: Keine Kosten für den Autor. Und: Als Verlag leben wir vom Verkauf unserer Bücher. Mit welchen Vertriebs- und Marketingaktivitäten fördern Sie den Abverkauf der Bücher?

Dr. Katrin Martin:

Ein Abverkauf im eigentlich Sinne findet nicht statt, da wir mit dem Prinzip Print-To-Order arbeiten, d.h. erst wenn ein Kunde ein Buch bestellt und bezahlt, wird es gedruckt. Der Kunde selber merkt davon nichts, bestellt er das Buch bei dem Buchhändler seines Vertrauens ist das Buch, wie jedes andere Buch auch in einigen Tagen beim Kunden. Kleine aber wie ich finde nicht unwichtige Nebeneffekte sind, dass unsere Titel niemals vergriffen sind und auch kein Futter für Müllpressen liefern.

Wir bauen unsere Vertriebsaktivitäten stets aus, dabei geht unser Vertriebsnetz weit über die allgemein üblichen Kanäle hinaus. Unsere Titel sind grundsätzlich sowohl über den stationären Buchhandel als auch über den Onlinehandel weltweit beziehbar.

Die Marketingaktivitäten unterscheiden sich stark von Buchprojekt zu Buchprojekt. Grundsätzlich arbeiten wir hier eng mit unseren Autoren zusammen. Die Blogger haben aufgrund ihrer Netzaktivitäten bereits einen gewissen „Wirkungskreis“, diesen nutzen wir, neben den üblichen sozialen Kanälen. Unsere Marketingaktivitäten reichen aber auch von Rezensionsexemplaren für Journalisten bis hin zu Postkartenaktionen und Lesungen. Teilweise konnten wir für Bücher auch durch eine Preisnominierung einem größeren Publikum vorstellen. Letztendlich bieten wir einigen Autoren auch die Möglichkeit, an unserem Stand an der Frankfurter Buchmesse ihr Buch vorzustellen und so mit potentiellen Lesern in Kontakt zu kommen.

Wie interessant ist für einen Autor der kommerzielle Aspekt? Haben Sie da vielleicht ein Beispiel aus Ihrem Autorenpool?

Dr. Katrin Martin:

Sicherlich spielt für einige Autoren auch der finanzielle Aspekt eine Rolle, wir bieten unseren Autoren eine Umsatzbeteiligung ab dem ersten verkauften Exemplar an. Ein attraktives Nebeneinkommen kann hier durchaus generiert werden, reich wird man jedoch – das muss ich auch sagen – sehr wahrscheinlich nicht.

Welche neuen Entwicklungen gab es bei „bloggingbooks“ in den letzten 12 Monaten und was darf man in der Zukunft von ihrem Verlag erwarten?

Dr. Katrin Martin:

Wir haben unser Buchprogramm in den letzten Monaten auf die Sprachen Englisch, Französisch und Russisch ausgeweitet und werden im Frühjahr 2014 auch mit Portugiesisch und Spanisch starten.

Vielen Dank für das Interview Frau Dr. Martin!