Dr. Susanne Gebert

Dr. Susanne Gebert

Agentur für Bildbiographien
Inhaberin


Fast alles hat sich geändert, und fast alles ist sich gleich geblieben.Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war Atrium Verlag Zürich, 1957

Familienfest. Oft sind es die Älteren, von denen dann einer anfängt eine Geschichte zu erzählen. Geschichten aus der Zeit, wie „damals“ alles gewesen ist. Wie sie war, die Zeit nach dem Krieg. Die Zeit, in der Großvater das Familienunternehmen gegründet hatte. Die Zeit, als Elvis nach Deutschland kam und das Wirtschaftswunder begann. Oft sagt dann einer der Zuhörer: „Warum schreibst Du das nicht alles mal auf?“ Susanne Gebert schreibt Bildbiographien und hält, in Wort und Bild, Lebensgeschichten für die nächsten Generationen fest.

Frau Dr. Gebert: Was ist das für eine Geschichte, die Sie dazu geführt hat, heute die Geschichten anderer in eine Buchform zu bringen?

Dr. Susanne Gebert:

Mein „Aha-Erlebnis“ hatte ich beim Aufräumen.

Vor einigen Jahren habe ich beim Entrümpeln eines Kellerschrankes einen Ordner mit Familienfotos und alten Dokumenten gefunden: Wunderbare Bilder aus Großmutters Zeiten, von deren Existenz ich zum Teil gar nichts wusste.

Als ich meinen Fund voller Stolz der nächsten Generation – meinen Töchtern – präsentieren wollte, war deren Reaktion ein für mich ziemlich verblüffendes Schulterzucken. Nach und nach habe ich dann verstanden, dass ein altes Familien-Fotoalbum für die Enkel- und Urenkelgeneration heutzutage zunächst nur eine Sammlung von Fotografien fremder Menschen ist.

Noch in meiner Kindheit war es üblich, dass solche Alben bei Kaffee und Kuchen in der Familie immer wieder gemeinsam angesehen und die dazugehörigen Geschichten immer wieder erzählt wurden – so oft, dass man sie manchmal gar nicht mehr hören mochte. Dadurch waren die Vorfahren und Verwandten, die Familien- und Lebensgeschichten Kindern und Enkeln aber präsent und im Gedächtnis.

 

Heute hat unsere Lebens- und Arbeitswirklichkeit auch unser Zusammenleben als Familie stark verändert: Familien leben oft weit entfernt voneinander. Besonders die sogenannte „Sandwich“-Generation ist durch anspruchsvolle Jobs, Kindererziehung, Aufbau einer eigenen Altersvorsorge etc. stark belastet. Durch die räumliche Trennung werden Kinder nicht mehr – wie früher üblich – regelmäßig von den Großeltern mitbetreut. Wann also sollen die gemeinsamen Kaffeetafeln und das Geschichten erzählen überhaupt noch stattfinden? Ist es überhaupt noch sinnvoll und zeitgemäß?

 

Eine Freundin von mir sammelt antiquarische Bücher und besucht dafür regelmäßig Flohmärkte. Sie findet dort oft auch alte Fotoalben. Wohlgemerkt: Familienalben mit einstmals liebevoll eingeklebten Fotografien.

Ob Flohmarkt oder Dachboden – irgendwann muss innerhalb der Familie die Entscheidung getroffen werden: Geben wir zusammen mit unseren Fotoalben auch die Geschichten dazu an die nächste Generation weiter, oder lassen wir es bleiben? Die Bilder allein nützen nicht viel, denn das Wissen darüber, wer oder was darauf gezeigt wird, geht ohne mündliche oder schriftliche Überlieferung innerhalb von ein bis zwei Generationen verloren.

 

Bitte schildern Sie doch Ihre Arbeitsweise. Wie muss ich mir das vorstellen, wenn ich Sie bitte, für mich eine Bildbiographie zu erstellen?

Dr. Susanne Gebert:

Wenn Sie mir Ihr Interesse an einem Projekt signalisieren, beginnen wir gemeinsam am berühmten „roten Faden“ zu spinnen. Zunächst ist es wichtig, in einem Vorgespräch Ihre Wünsche und Vorstellungen zu besprechen. In Hamburg und Umgebung führe ich dieses Vorgespräch sehr gerne persönlich mit ein paar Beispielbüchern zum Zeigen unterm Arm. Bei größeren Entfernungen – beispielsweise Lütjensee – Ammersee – würde ich Ihnen Belegexemplare zur Ansicht schicken und unser Vorgespräch am Telefon oder via Skype führen.

 

Nachdem wir gemeinsam den Rahmen Ihrer Bildbiographie abgesteckt haben, und ich Ihr Projekt genauer abschätzen kann, erstelle ich einen Kostenvoranschlag, und wir schließen bei Gefallen einen Vertrag ab, in dem alle Leistungen genau aufgeführt werden. Danach machen wir uns an die Arbeit.

 

Sehr bewährt für die Biografie Arbeit hat sich der „jour fixe“, also feste Termine, an denen wir gemeinsam und regelmäßig die Fortschritte an ihrem Projekt besprechen, Sie mir Interviews geben und neue Ideen und Anregungen besprochen werden können. Je nachdem wie dringend Ihr Projekt ist – großes Familienfest in drei Monaten? – findet dieser jour fixe wöchentlich, monatlich oder vierteljährlich statt – den Zeitrahmen besprechen wir im Vorgespräch oder zu Beginn unserer Arbeit. Diese festen Termine sind natürlich nicht unumstößlich, aber sie sind gute Taktgeber, um Ihr Projekt voranzubringen.

Wichtig ist mir, dass Ihnen unsere gemeinsame Arbeit Freude macht und nicht zusätzlichen Stress verursacht. Bei den Biografien und Bildbiographien gilt auch ein bisschen „der Weg ist das Ziel“, das heißt wir begeben uns gemeinsam auf eine Zeitreise in die Geschichte der Familie Wenderoth, wir werden in alten Dokumenten und Alben viel Neues entdecken, und wenn wir Tante Marie und Onkel Fritz befragen, werden die sich nach kurzer Zeit an Anekdoten, Hintergründe und Episoden erinnern, die Sie so – als Kind – überhaupt nicht mitbekommen haben. Gerade ältere Verwandte beteiligen sich meiner Erfahrung nach sehr gerne und mit großer Begeisterung an solch einem Familienprojekt. Ein schöner Nebenaspekt ist, dass die Arbeit an den gemeinsamen Wurzeln Familien oft näher zusammenrücken lässt: Nicht selten werden aus leidigen Pflichtanrufen zu Weihnachten und zum Geburtstag durch ein neues gemeinsames Thema interessante und spannende Gespräche; man entdeckt sich durch die Vergangenheit gegenseitig auch ein bisschen neu.

 

Lebensgeschichten sind persönlich. Daher ganz entscheidend: Das Vertrauen desjenigen, der Ihnen seine Geschichte erzählt. Da muss die „Chemie“ stimmen. Ist das auch für Sie sehr wichtig um ein gutes Ergebnis abliefern zu können?

Dr. Susanne Gebert:

Die Chemie ist das „A und O“ eines solchen Projektes. Ohne gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen wird eine Biografie oder Bildbiographie niemals gelingen. Ich arbeite zwar mit einem Netzwerk aus Profis zusammen, bin aber die „Frontfrau“ bei meinen Kunden.

 

Diskretion und eine professionelle, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kunden unterschiedlichsten Temperamentes waren 15 Jahre lang der Hauptinhalt meines früheren Berufes als Consultant und Klinikreferentin. Ich habe viele lustige und lockere Gespräche erlebt, aber auch Momente, in denen meine Gesprächspartner gestresst waren oder unter Druck standen. Auch Lebensgeschichten sind nicht immer nur heiter, und mir ist es wichtig, Erfahrungen, und Lebensleistungen aber auch Schicksalsschläge und Krisen nicht nur aufzuschreiben, sondern sie wirklich begreifbar und nachvollziehbar zu machen. Dafür ist auch ein bisschen eigene Lebenserfahrung mit allen dazugehörigen „Aufs“ und „Abs“ notwendig.

 

Text, Lektorat, Layout, Bildbearbeitung. Machen Sie das alles selbst oder arbeiten Sie im Team?

Dr. Susanne Gebert:

Natürlich arbeiten wir im Team, ich bin keinesfalls größenwahnsinnig!

Mein Part sind vor allem Gespräche und Interviews, Konzeption und Koordination. Ich schreibe leidenschaftlich gerne und viel, arbeite aber auch mit anderen Autorinnen und Autoren zusammen. Das Lektorat übernimmt in der Regel Monika Paeschke – übrigens eine studierte Historikerin –, für Layout und Bildbearbeitung kooperiere ich mit zwei Grafikerinnen, die speziell für jede Lebens -, Familien- oder Firmengeschichte eigene und großartige Konzepte entwerfen. Gerade dieser Punkt ist mir wichtig, denn die Idee der Bildbiographie ist, Bilder und Text so zusammen zu bringen, dass Vergangenheit und Erinnerungen im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich und lebendig werden.

Das ist, wenn Sie so wollen, die Grundausstattung der „Agentur für Bildbiographien“. Alles Weitere richtet sich dann nach Ihren Wünschen und Vorstellungen. Sie möchten für Ihre Bildbiographie keines der Standardformate sondern lieber handgeschöpftes Büttenpapier in geprägtem Büffelleder? Kein Problem – dazu hat unsere Buchbinderin sicherlich einige Ideen. Sie fertigt übrigens von Hand auch den Aufbewahrungs- Schuber an, in dem Ihre gedruckte Bildbiographie geliefert wird.

Ihnen ist der Stammbaum der Familie Wenderoth wichtig? Ich habe Kontakt zu Ahnenforschern, die diesen Aspekt sehr genau untersuchen können. Das ist die zweite Grundidee meiner Agentur: Sie als Kunde können sich mit einer Art Baukastensystem die Leistungen zusammenstellen, die Sie tatsächlich haben möchten und bekommen keinen standardisierten Einheitsbrei vorgesetzt. Dafür erweitere und pflege ich mein Netzwerk kontinuierlich, denn natürlich möchte ich nur die Besten in meinem „Baukasten“ haben.

 

Auf Ihrer Webseite, schreiben Sie auch von Recherchearbeiten und Konzeptentwicklung. Was ist darunter, im Zusammenhang mit einer Bildbiographie, zu verstehen.

Dr. Susanne Gebert:

Eine Biografie soll vieles enthalten, aber 100 Prozent sind nicht machbar und auch gar nicht wünschenswert. Sie soll Menschen und ihre Entscheidungen, Entwicklungen und ihre Folgen für nachfolgende Generationen nachvollziehbar machen und trotzdem lesenswert sein. Das ist ein hoher, aber lohnenswerter Anspruch und ohne klares Konzept nicht umsetzbar.

 

In vielen deutschen Schreibtischschubladen liegen eine ganze Menge begonnener und wieder abgebrochener Lebens- und Familiengeschichten. Das ahne ich nicht nur, sondern weiß es sehr konkret aus Erzählungen und Zuschriften. Viele Autorinnen und Autoren verlässt während des Aufschreibens leider der Mut, sie empfinden ihr Projekt als „zu groß“, haben Angst, etwas Wichtiges vergessen zu haben oder verzetteln sich einfach. Ein anderer Aspekt betrifft die zukünftigen Leser: Es bringt nichts, sich zu quälen und ein zehnbändiges Monumentalwerk zu verfassen, das Kinder und Enkel dann doch nicht lesen, weil es zu viel ist. Insofern bin ich oft hauptsächlich als Taktgeberin und als Unterstützung bei der Konzeption notwendig.

 

Mit Recherchearbeit ist zweierlei gemeint: Zum einen werden Persönlichkeiten sehr blass bleiben, wenn die jüngere Generation nicht den historischen Kontext nachvollziehen kann. Das Gefühl von Rock ‘n Roll und Elvis in Deutschland ist für die heutigen 16 bis 18jährigen kaum zu verstehen, wenn nicht auch das damalige Lebensgefühl beschrieben wird. Im Verlauf unserer Arbeit werden sich Ereignisse und Lebensabschnitte herauskristallisieren, die besonders wichtig und prägend waren, und deren historische Zusammenhänge sehr genau recherchiert und dargestellt werden müssen – beispielsweise die Nachkriegszeit und die Wirtschaftswunderjahre in Deutschland.

 

Haben Sie ein Leben lang akribisch Tagebuch geführt und alle Zahlen, Daten und Fakten im Kopf? Wenn ja, ist das löblich aber sehr ungewöhnlich. Tatsächlich glauben wir, unser Leben und wenigstens das unserer Eltern gut zu kennen. Versucht man dann aber, die Erinnerungen aufzuschreiben, wird deutlich, wie viele Lücken es schon auf dieser Ebene gibt. Deswegen ist es gut, wenn es Onkel Fritz und Tante Marie gibt, die diese Lücken füllen können – könnten, wenn sich ihre Erinnerungen nicht widersprechen würden. Erinnerungen sind immer subjektiv geprägt und es gilt, oft widersprüchliche Berichte von Zeitzeugen möglichst nah an Tatsachen heranzuführen – schließlich hatten Sie bei mir eine Bildbiographie bestellt und keinen Roman. Auch das ist Recherchearbeit.

 

Während Boris Becker für seine nun 2. Biographie wieder etwas Geld in der Kasse erwarten darf, werden „normale“ Menschen für Ihre „Geschichte“ etwas bezahlen müssen. Wie sehen bei Ihnen Preis- und Leistungsumfang aus?

Dr. Susanne Gebert:

Ich schätze Boris Becker als Sportler sehr. Wer allerdings seine Interviews, oder „Twitter“-Mitteilungen kennt, wird sich nur schwer vorstellen können, dass er sich über Wochen und Monate in sein Kämmerlein zurückgezogen hat, um seine Biografie zu schreiben, auch wenn es schon die zweite ist. Das ist übrigens auch seinen Lesern zu wünschen.

 

Scherz beiseite: Boris Becker bezahlt wie die meisten anderen prominenten “Autobiografen“ natürlich auch einen Ghostwriter, der seine „Erinnerungen“ zu Papier bringt. Das bringt Geld in die Kasse, wenn sich genügend Leser finden, und wie man jetzt schon sieht, neue Schlagzeilen und damit Promotion für Herrn Beckers weitere Projekte. Ob seine Biografien für ihn persönlich oder seinen Söhne etwas bringen, wage ich zu bezweifeln.

 

Was mich wieder zu der Frage führt, ob tatsächlich nur Prominente „ein Recht“ auf eine geschriebene und gedruckte Biografie haben, und ob nicht so manche „nicht-prominente“ Familien- und Lebensgeschichte wesentlich gehaltvoller und damit lesenswerter ist als das, was der Büchermarkt so hergibt?

Mein Preis- und Leistungsumfang richtet sich wie oben beschrieben danach, welche Leistungen aus meinem „Baukasten“ Sie in Anspruch nehmen möchten. Handgeschöpftes Büttenpapier kostet mehr als ein Standardformat, wer ein fertiges Manuskript nur noch grafisch umsetzen und drucken lassen möchte, zahlt natürlich weniger. Ich weiß, dass ein „Es kommt darauf an“ eine mehr als unbefriedigende Antwort ist, aber wir möchten unseren Kunden natürlich spezifische und passende Lösungen anbieten, insofern sind Vorgespräch und Kostenvoranschlag so wichtig.

 

Um wenigstens eine „Hausnummer“ zu nennen: Die hier dargestellte Bildbiographie „Irmgard Charlotte Buschmann“ ist ein „Gesamtservice“, in dem Interviews, Recherche, Text, Fotos, Lektorat, Layout und Druck komplett von uns geleistet wurden. Das Buch hat 104 Seiten (einige Seiten daraus dürfen im Internet nicht dargestellt werden), enthält 184 Fotos und Dokumente, das Layout wurde von Astrid van Calker entworfen. Hier abgebildet ist es als Standard-Querformat 25×20 cm, Hardcover mit Buchumschlag im Schuber. Der Gesamtpreis belief sich inklusive dreier Belegexemplare auf 5.500.- Euro. Der Druck eines einzelnen Buches kostet ca. 75.- Euro, ab einer höheren Auflage reduziert sich der Preis pro Exemplar. Erweiterungen, Ergänzungen und Nachdrucke zu einem späteren Zeitpunkt sind natürlich jederzeit möglich.

 

Wenn Sie die Wahl hätten Frau Dr. Gebert, wessen Bildbiographie würden Sie dann sehr gerne schreiben?

Dr. Susanne Gebert:

Natürlich die von Klaus Wenderoth!

Herzlichen Dank für die sehr interessanten Einblicke in Ihre Arbeit Frau Dr. Gebert. Und über meine Bildbiographie sprechen wir dann noch mal :-)