Peter Jäger

Peter Jäger

pre2media gmbh
Geschäftsführer


Photoshop CS6 ist ein weiter, guter Schritt - aber keine Sensation.Peter Jäger

Photoshop CS6 ist seit einigen Wochen auf dem Markt. Was kann das neue Bildbearbeitungsprogramm? "Alter Wein in neuen Schläuchen"? Lohnt sich vielleicht ein Upgrade? Diese und weitere Fragen beantwortet der Schweizer Peter Jäger. Ein Experte und Spezialist und dies nicht nur für Farbmanagement.

Herr Jäger, wer sind Sie bitte und was machen Sie genau?

Peter Jäger:

Schulungen für Kreative! Gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Roger Thurnherr, bin ich seit 10 Jahren in der eigenen Firma pre2media als Berater & Dozent für Farb- und PreMedia- Berufsgrundwissen tätig.

Mit Farbe umzugehen, habe ich von Grund auf gelernt. Hinzu kamen zahlreiche Aus- und Weiterbildungen bis zum Techno-Polygrafen. Heute liegen meine Spezialgebiete in den Bereichen Qualitäts- und Farbmanagement, das geht von Dateneingang über Datenmanagement bis hin zur hochwertigen PDF-Ausgabe.

Photoshop CS6 – Der ganz große Wurf der kalifornischen Software-Schmiede?

Peter Jäger:

Es hat für die tägliche Bildbearbeitung und auch für die Fotografen und Kreativen aus der Branche nützliche Neuerungen, welche einem das Arbeiten wieder etwas erleichtern. Ein weiterer guter Schritt, aber keine Sensation.

CS6 soll „irre“ schnell sein?

Peter Jäger:

Teilweise ja. Beim Verflüssigen-Filter, welcher oft bei Body-Retuschen zum Einsatz kommt, ist dies der Fall. Dahinter steckt die Adobe Mercury Engine, welche bei Videoschnitt in Premiere schon ihre Qualität bewiesen hat.

Bei anderem ist von dieser Geschwindigkeit nicht sehr viel zu spüren, zum Beispiel inhaltssensitive Flächen füllen. Im Umgang mit extrem grossen Dateien wird im Hintergrund gespeichert, was ein sofortiges Weiterarbeiten in Photoshop ermöglicht.

Raw-Entwicklung in Adobe Camera Raw ist schneller geworden und bei Lightroom 4 ist derzeit Umgekehrtes der Fall. Was hoffentlich bald behoben sein wird.

Illustrator hat nun auch 64-Bit-Unterstützung, was sich beim Generieren von Mustern und Vervielfältigung dieser deutlich zeigt. Auch wenn Bilder in Vektoren gewandelt werden zeichnet sich dies aus.

Welche sind die 5 spannendsten Neuerungen der Public Beta?

Peter Jäger:

Mein Fokus ist die rationelle tägliche Produktions-Praxis, weniger das rein Kreative. Ebenso klammere ich hier die 3D- und Video-Bearbeitung aus.

  1. Das Freistellungswerkzeug wurde an Lightroom angepasst, Bilder werden neu automatisch zentriert. Einige Vorteile davon: Wenn «entfernet Pixel löschen» nicht aktiviert ist, bleibt das gesamte Bild nach dem Zuschneiden erhalten und kann im Ausschnitt weiter verschoben werden; Begradigen-Taste mit direktem Zuschneiden ohne Ränder; das Drücken der R-Taste ruft ein Beschneidungspreset auf; über die X-Taste kann eine Auswahl von Hoch- nach Querformat gewechselt werden.
  2. Aufgeräumteres Erscheinungsbild des Korrekturfensters und die Möglichkeit, dass für jede Korrektur nun ein separates und in der Grösse variierbares Eigenschaften-Fenster vorhanden ist. Übersichtlich für Masken- und Einstellungsangaben gemeinsam.
  3. Autokorrekturen (Helligkeit, Kontrast und Sättigung) wurden anhand von tausenden von Bildern so optimiert, dass man erstaunlich gute Resultate für sogenannte «Normalbilder» (neutrale Lichter, Tiefen) erhält.
  4. Camera Raw wartet mit verbesserten Entwicklungs-Korrektur auf und bei den Gradationskurven kann nun auf einzelne Farbkanäle zurückgegriffen werden.
  5. Bei der Kreativ-Bildbearbeitung :
    • Adaptive Weitwinkelkorrektur
    • Drei neue Weichzeichnungsfilter für visuelle Effekte
    • Filter für Beleuchtungseffekte ist wieder drin
    • Inhaltssenitives Ausbessern und verschieben

Welche Verbesserungen und Entwicklungstrends zeigen aus Ihrer Sicht CS6?

Peter Jäger:

Geschwindigkeit und übersichtlichere Gestaltung der Menüs scheint wie bei Acrobat ein Trend zu sein. Dazu kommen vereinfachtes Retuschieren und Bildkorrekturen wie Spezialeffekte für Fotografen. Da nun jede Kamera auch die Möglichkeit besitzt, Video aufzunehmen, wird dies wohl auch in Zukunft in der Extended-Version von Photoshop ausgebaut.

Doch das sehe ich eher als eine Möglichkeit an, sich mal rasch ein Beispiel zu erstellen. Genau wie beim 3D-Werkzeug, welches nicht mit Profi-3D-Programme zu vergleichen ist.

Ab Mitte Mai 2012 liefert Adobe aus. Welche Probleme sind kurzfristig unbedingt noch zu lösen?

Peter Jäger:

Das Problem aus Kundensicht wird wohl sein, für welche Variante der CS6 man sich nun entscheiden soll. Ist es nun die monatliche oder Jahresmiete die eher zu einem passt.

Eventuell entscheidet man sich sogar erstmals für eine klassische Lizenz (Nähere Informationen zu einem späteren Umsteigen auf die Cloud werden von Adobe zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben).

Gespannt bin ich darauf, wie Adobe mit den Mehrfachlizenzen umgehen wird. Ab sofort ist eine Übergangslösung mit der Creative Cloud Team Ready bereit, welche voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2012 erhältlich ist und automatisch auf die Creative Cloud Team umgestellt werden soll. Hier sehe ich eine grosse Herausforderung für Adobe.

Immer mehr Profifotografen arbeiten ausschließlich mit Lightroom. Wird Adobe mit Photoshop CS6 diesen Trend stoppen können?

Peter Jäger:

Fotografen haben grosse Durchsätze an Daten und Bildern. Viele Kameras benötigen ihre eigene Spezialsoftware, um alle Informationen von der Kamera übernehmen zu können.

Ist dies nicht der Fall, so sehe ich in der Praxis an dieser Stelle bis jetzt eher Lightroom und nicht Adobe Camera Raw. Ein Grund bis anhin war eben der genannte Durchsatz und die Geschwindigkeit, sowie das Verwalten der Bilder.

Auch wenn ACR nun in diesen Belangen gegenüber Lightroom zugelegt hat, denke ich, wird man bei der Macht der Gewohnheit bleiben. Denn bei Photoshop mach ich die Auswahl, Umbenennung und die Bewertung über Bridge, das Entwickeln in ACR und die spezielle Retusche und die Kreativ-Bearbeitung in Photoshop.

Es stellt sich mir eher die umgekehrte Frage, was ist, wenn keine spezielle Retusche und Bildkombination gebraucht wird? Braucht dann ein Fotograf Photoshop?

Vielen Dank für das Interview Herr Jäger!